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S. u. Diese Spinnerey scheint aber bereits wieder in Abnahme zu seyn.

Die Wollenspinnerey wird für die Wollenfabrikanten zu Metzingen betrieben; doch mußten diese viel auswärts in den Oberämtern Herrenberg und Böblingen spinnen lassen, bis Metzingen kürzlich eine mechanische Spinnerey erhalten hat, wodurch die Handspinnerey ziemlich überflüssig geworden ist.

Das Spitzenklöppeln, sonst zu Ehningen ein allgemeiner Neben-Erwerbszweig, ist nun, nachdem der damit verbundene Verdienst sich immer mehr vermindert und das Produkt dem Wechsel der Mode nicht mehr entsprochen hat, fast ganz in Abgang gekommen, kaum daß noch einzelne alte Weiber sich mit der Verfertigung von geringen Baumwollenspitzen beschäftigen. Dagegen hat sich in der Musselin-Stickerey ein neuer Erwerbszweig gebildet, der in Metzingen, unter der Leitung seines Gründers, des Herrn Wurster, seinen Sitz hat, und von da aus über mehrere Orte, hauptsächlich Grafenberg, Ehningen, Dettingen etc. sich verbreitet. Ganz neuerlich sind die Arbeitenden auch sehr viel und hauptsächlich mit dem Aussticken und Verfertigen der leinenen Überhemden – Staubmäntel beschäftigt, wobey etwas mehr Verdienst herauskommt. Der Verschluß wird durch das Metzinger Handelshaus Salzer und Leuze, das einen Leinwandhandel in die Schweiz hat, besorgt.

Anderer kleiner Erwerbsmittel, des Einsammelns von Bucheln, Haselnüssen, Erd- und Himbeeren, ist oben S. 73 schon gedacht.

Wir bemerken hier gelegenheitlich noch, daß zur Erntezeit ganze Schaaren von Einwohnern nach Oberschwaben ziehen, um daselbst als Schnitter einen Verdienst zu machen, bis die Ernte in der Heimath beginnt. Das immer mehr aufkommende Mähen des Getreides hat übrigens diesen Arbeitsverdienst sehr vermindert.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Urach. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1831, Seite 084. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAUrach_084.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)