Seite:OAUrach 103.png

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eine Kugel liegt, womit während des dreyßigjährigen Kriegs der Commandant auf Hohen-Urach die kaiserlichen Offiziere bey einem Gastmahl zur Feyer der Einnahme von Ulm in dem Schlosse begrüßte. In der Hausflur sieht man das in Lebensgröße sehr schön geschnitzte Bild des Grafen Heinrichs von Würtemberg, der im Jahr 1519 auf der Festung Hohen-Urach starb. In dem ersten Stockwerk steht noch eine stattliche Bettlade, die Brautbettstelle Eberhards im Bart, irriger Weise auch für die Brautbettlade des Herzogs Ulrichs ausgegeben, der sein Beylager in Stuttgart feyerte. Dem Schloß gegenüber liegt der Thiergarten, den Graf Ludwig I. mit dem Schlosse angelegt, und der zwar seine Bestimmung längst verloren, seinen Namen aber immer noch beybehalten hat.[1]

Das Schloß diente in den letzten Zeiten zu einem Absteig-Quartier für die Königliche Familie. Ganz neuerlich aber (1829) wurden darin die Wohnungen für den Dekan und den Helfer eingerichtet, jedoch mit Vorbehalt der weissen und der goldenen Stube.

2) Die Pfarrkirche St. Amandi. Sie ist eine ansehnliche Kirche; das Innere ist in 3 Gewölbe getheilt, wovon das größere mittlere auf 14 Säulen ruht. Im Chor der Kirche befindet sich noch der Kirchenstuhl Eberhards im Bart mit Schnitzwerk und der Inschrift: Attempto – Eberhardus Comes de Wirtemberg et de Moempelgard 1472. Außerdem sieht man in der Kirche eine Menge Gemählde, Wappen und andere Denkmähler, darunter auch das Denkmahl des Herzogs Christian von Braunschweig Lüneburg der am 31. July 1703 bey Munderkingen fiel und hier begraben wurde. [2]

  1. Herzog Christoph ließ sich einigemal durch den Herzog von Bayern Gemsen aus Tyrol schicken, die er in den Thiergarten zu Urach setzte, sie hielten aber nicht lange darin aus. Vergl. Würt. Jahrbücher 1829 H. 2 S. 455. An dem Thiergartenherge befand sich auch die eiserne Holzrutsche. S. S. 95.
  2. Über die Denkmähler und Inschriften s. die kleine Schrift: Die Pfarrkirche St. Amandi zu Urach 1817.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Urach. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1831, Seite 103. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAUrach_103.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)