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Kirchen und Schulen.

Die kirchliche Einrichtung ist die gewöhnliche von evangelischen Städten. Ein Stadtpfarrer der zugleich Dekan ist, steht mit einem Helfer an der Pfarrkirche. Eine andere Kirche als diese ist nicht vorhanden. Zwar gibt es noch eine Spitalkirche, es wird aber längst kein Gottesdienst mehr darin gehalten. Filiale der Kirche sind die zur Stadt gehörigen, unten aufgeführten 9 Parzellen. Die Baulast der Kirche hat das Spital als Heiligenpflege, die der Wohnungen der Geistlichen, (jetzt im Schloß eingerichtet, s. o.) der Staat, vormals die Stiftsverwaltung.

Die Unterrichts-Anstalten der Stadt sind:

1) Eine lateinische Schule mit 2 Klassen, und 2 (früher 3) Lehrern, einem Ober-Präzeptor und einem Präzeptor.

2) Zwey deutsche Schulen, eine Knaben- und eine Mädchen-Schule, je mit einem Schulmeister und einem Provisor.[1]

3) Eine Mädchen-Industrie-Schule in weiblichen Arbeiten, die im Jahr 1827 errichtet wurde, und von der Central-Leitung des Wohlthätigkeits-Vereins unterstützt wird.

Als Staats-Anstalt befindet sich in Urach das Seminar für evangel. Geistliche, das seinen Sitz in dem vormaligen Stift hat, und dessen Einrichtung dieselbe ist, wie die der 3 übrigen Landes-Seminare. Es wurde daselbst am 27. Nov. 1818 eröffnet, die Stadt trug freiwillig 9000 fl. zu der Einrichtung bey.

  1. Eine deutsche Schule wurde erst, wie fast in allen Landstädten, nach der Reformation von der Stadt errichtet, indem das heimgefallene Meßneramt dazu benutzt wurde. Herzog Christoph errichtete noch eine s. g. Modisten-Schule – Schreib- und Rechnungs-Schule, auf Kosten des Kirchenguts, weßwegen der erste Schullehrer auch bis auf neuere Zeiten Modist hieß. „Dieweil an guten Handschreibern und Rechnern bey unserer Landschaft, Stätten- und Stadtschreibereyen nicht kleiner Mangel, demnach wollen wir, daß – 3 fromme, christliche, Gotteseifrige, deutsche Schulmeister, die von der Hand gute Modisten und Schreiber auch mit der Feder und auf der Linien rechnen zu lehren geschickt und fleißig seyen, verordnet werden sollen, nemlich den einen gehn Stuttgart, den andern gehn Tübingen, und den dritten gehn Urach.“ Große Kirchenordnung.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Urach. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1831, Seite 110. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAUrach_110.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)