Seite:OAUrach 115.png

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Markgröninger Schäfermarkts errichtet wurde. Es vereinigt sich in demselben ein Krämer- und Viehmarkt, besonders Schafmarkt, mit einer Zusammenkunft derjenigen Schäfer des Landes, welche zu Urach ihre Lade hatten. Diese Zusammenkunft ist mit Gottesdienst, feyerlichen Aufzügen und einem Wettlaufe, Schäferlaufe, verbunden, und gibt Veranlassung zu einem außerordentlichen Zusammenflusse von Menschen; der Tag, an welchem er gefeyert wird, der Jakobi-Tag, ist ein eigentliches Volksfest für die weite Umgegend. Der Schäferlauf findet jedoch nur alle zwey Jahre statt. Die Auflösung der Schäferzunft hat zwar diesem Feste seine eigentliche Veranlassung entzogen, indessen sucht es die Stadt noch ferner zu erhalten.

Eine Schießstätte liegt vor dem obern Stadtthor; es ist ein schöner, mit Bäumen umfaßter Wiesenplan, der auch zum Viehmarkt dient.

Der Begräbnißplatz liegt innerhalb der Stadtmauer, hinter dem Spital. Er wurde von Graf Eberhard im Bart 1479 von der Kirche dahin verlegt. Auf demselben, dem abgesonderten Platze des Pilger-Begräbnisses, liegt der unglückliche Nikodemus Frischlin in Gesellschaft des Kanzlers Enzlin begraben. S. Hohen-Urach.

Unter den vormaligen Anstalten der Stadt sind noch zu bemerken: das Badehaus und ein Nonnenkloster, das die Stadt in der Nähe des oben abgehandelten Chorherrnstifts hatte.

Das Badehaus stand unterhalb des Markts an der Stadtmauer und erhielt sein Wasser aus dem Badebrunnen, einem nun zugedeckten Pumpbrunnen auf dem Markte; das Haus wurde 1664 verkauft, und ist jetzt eine Färberey. Von dem Geyerbade wird unten noch die Rede seyn.

Das Nonnenkloster, die Clause genannt, war ein Beguinenhaus. Nach einer im Jahr 1537 vorgenommenen Aufnahme ihres Vermögens – „der Schwester-Sammlung zu Urach“ – hatten sie Gefälle zu Urach, Bempflingen, Groß-Bettlingen, Kirchheim, Frickenhausen, Linsenhofen und Kohlberg. Bey der Reformation befanden sich 10 Schwestern in

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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Urach. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1831, Seite 115. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAUrach_115.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)