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An die Geschichte der Stadt Urach knüpfen sich manche einzelne merkwürdige Ereignisse, besonders aus dem Leben und Wirken des Herzogs Eberhard im Bart, der den größten Theil seines Lebens in Urach zubrachte. In dem Schlosse daselbst (nicht auf Hohen-Urach) ward den 11. Dez. 1445 der vortreffliche Herzog Eberhard I. (im Bart) geboren.[1] Von hier aus machte Eberhard 1468 seine Reise nach Italien und Palästina; hier schloß er 1473 den merkwürdingen Uracher Vertrag; hier feyerte er 1474 seine glänzende Vermählung mit der schönen Barbara von Mantua.[2]

In dem Schlosse zu Urach erblickte auch der Herzog Christoph den 12. Mai 1515 das Licht der Welt, und zwey Jahre vorher, 1513, hatte sein Vater, der Herzog Ulrich, dem Churfürsten Ludwig von der Pfalz und andern Reichsfürsten daselbst eines der glänzendsten Turniere gegeben.

In Urach wurde von dem Grafen Eberhard im Bart 1477 auch die erste Papiermühle des Landes errichtet, und damit der Papiermacher Antonio Threiner aus Castilien belehnt. Ferner erhielt Urach, auf Veranlassung Eberhards, eine der ersten Buchdruckereyen. Es war Conrad Fyner von Gerhausen, der 1481 und 1482 in dem Stifte daselbst druckte. Unter dem Schutze des Herzogs Christoph wurde 1562 die erste Bibel-Anstalt daselbst errichtet.[3]

  1. Über die feyerliche Taufhandlung vergl. Würt. Jahrbücher Jahrg. 1828, H. II. S. 434.
  2. Es waren bey der Hochzeit der Herzog Ludwig von Mantua selbst, der seine Tochter mit 215 Pferden begleitete, 35 vom hohen Adel, worunter mehrere Fürsten und Grafen, 3 Bischöfe, 192 vom niederen Adel, worunter 38 Ritter und 56 Frauenzimmer, ferner 11 Äbte, 6 Pröpste, die Abgesandten von 19 geistlichen Capiteln, von 15 Reichsstädten und 29 Landstädten. Im Ganzen wurden 14.000 Personen vom Hof aus gespeist; der Verbrauch an Weinen war 500 Eimer Landwein, 12 Eimer Elsäßer, 4 Eimer Malvasier. Im Schloßhofe floß der Wein in einem Brunnen aus 3 Röhren für’s Volk. Die Zahl der Pferde belief sich über 3000.
  3. Es war der Freyherr Hans Ungnad zu Sonneck, der mit Hülfe des Herzogs Christoph diese Anstalt gründet. Ungnad war Statthalter in Kärnthen, Krain und Steyermark, und nachher Kaiserl. Gesandter in Constantinopel. Sein Eifer für die Verbreitung der evangelischen Lehre und seine Bekanntschaft mit Tübinger
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Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Urach. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1831, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAUrach_119.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)