Seite:OAUrach 121.png

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wird, in der Stadt befand und die Absicht gehabt haben soll, das Uracher Amt für sich zu behaupten, hatte eilends die Flucht ergriffen.

In kirchlicher Beziehung bietet Urach ebenfalls manches Merkwürdige dar. Die Uracher Kirche St. Mariä, Andreä und Amandi ist eine alte Pfarrkirche. Ein Presbyter von Ura schenkte ums Jahr 1137 dem Kloster Zwiefalten ein Gut zu Grötzingen. In der Tauschurkunde über Wittlingen und Urach vom 19. April 1254 vertragen sich beyde Theile wegen des Patronats der Kirche zu Urach, und in einer zweyten Urkunde über denselben Gegenstand vom 26. April ist ein Walther quondam Decanus in Ura unterzeichnet. Die Kirche wurde allmählig an Altären, Pfründen und Einkünften eine der reichsten; es stifteten 1357 die Bürger von Urach die Frühmeß – Heiligkreuz-Caplaney, 1365 Conrad von Glaheim, Kirchherr in Dettingen, die Marien-Caplaney mit Gefällen zu Zainingen, Fellbach und Stuttgart; 1402 Schultheiß und Gericht zu Urach die St. Georgs- und Leonhards-Caplaney; 1403 ebendieselben die St. Veits-Caplaney und 1521 die Bürger zu Urach die Pfründ „zu Ehren aller Gläubigen“ in der Pfarrkirche (nicht in der Spitalkirche). Die auf diese Weise wohl besetzte Kirche wurde endlich von Graf Eberhard im Bart in eine Stiftskirche verwandelt.

Das Stift, welches der Graf damit verband, war ein regulirtes Chorherrnstift nach der Einrichtung der Chorherren von der Windesheimer Congregation, welche Eberhard nachher auch andern Collegiatstiftern des Landes gab. Graf Eberhard hatte bald nach seinem Regierungs-Antritt den Entschluß gefaßt, die Pfarrkirche zu einer Stiftskirche zu erheben. Im Jahr 1477 wurde endlich dieses Vorhaben ausgeführt, nachdem der Papst Sixtus IV. durch eine Bulle vom 1. May 1477 seine Einwilligung dazu gegeben hatte. Am 16. August geschah die feyerliche Erhöhung der Kirche zu einem Stifte, die Ernennung der Chorherren des Stifts und die Wahl des Propstes. Der erste Propst war Benedikt

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Urach. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1831, Seite 121. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAUrach_121.png&oldid=- (Version vom 6.5.2018)