Seite:OAUrach 129.png

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gelten, sagen ausdrücklich, daß Egino die unvollendete Burg Achalm cum amplissimo patrimonio seinem Bruder hinterlassen habe. Ebenso Sulger (I. 3. und 10.) wo bestimmt gesagt ist, daß Rudolph der Erbe seines Bruders Egino gewesen sey.

Aus diesem Allem ergibt sich, daß Egino, der Bruder Rudolphs, und Egino I. von Urach zwey verschiedene Personen waren, und daß die in dem Hause vorgenommene Theilung schon früher vor sich gegangen seyn muß.

Die urkundliche Geschichte des Hauses Urach – an Fabeln aus älterer Zeit fehlt es auch hier nicht – von Egon I. bis Berthold, dem letzten Grafen von Urach umfaßt einen Zeitraum von zweyhundert Jahren, von der Mitte des 11ten bis in die Mitte des 12ten Jahrhunderts. Da das Haus zu den ausgezeichnetsten und merkwürdigsten des Vaterlandes gehörte, so wollen wir bey demselben etwas ausführlicher seyn, und seine Glieder der Reihe nach aufführen.

1. Egon I. Es wird seiner nur einmal gelegenheitlich gedacht, indem die Zwiefalter Annalen den Cardinal Cuno einen Sohn Egons, des Grafen von Urach und Oheim der Zwiefalter Nonne Alberada nennen. Nach dieser Verbindung muß Egon in der Mitte des 11ten Jahrhunderts gelebt und folgende Kinder gehabt haben:

1) Egino oder Egon II. s. n.

2) Cuno, oder Conon, Conrad, der eben genannte Cardinal. Er war einer der einflußreichsten Männer seiner Zeit, dessen Name überall in dem größten Ansehen stand. Zuerst Chorherr in dem Stift St. Nicolaus zu Arras, brachte er es in kurzer Zeit bis zum Cardinal. Er war als Begleiter des Papsts Gregors VII. Zeuge der traurigen Seene zu Canossa und zeichnete sich nachher als einen der heftigsten Gegner K. Heinrichs V. aus. Papst Paschalis II. ernannte ihn zum Bischof von Präneste. Im Jahr 1111 ging er als päpstlicher Legat nach Palästina, hielt zu Jerusalem eine Kirchen-Versammlung, und that auf dieser den Kaiser Heinrich in den Bann. In den Jahren 1113, 1114, 1118 und 1119 hielt er Synoden zu Benevent, Beauvais, Chalons, Cöln und Fritzlar und wiederholte auf diesen immer den Bannfluch gegen den Kaiser. Im Jahr 1121 stand er dem, durch den Prozeß Abälards bekannten

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Urach. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1831, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAUrach_129.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)