Seite:OAUrach 142.png

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sind die Fohlenställe zu St. Johann und der vordere Fohlenhof, wo die Fohlen Sommers auf der Weide laufen, während sie zu Güterstein überwintert werden. Güterstein ist auch eine der Beschälplatten des Landes.

Der Gütersteiner Hof ist alt. Ursprünglich stand hier ein Viehhof, der den Carthäusern zu Güterstein gehörte. Nach der Errichtung des Gestüts zu Marbach bestimmte der Herzog Ludwig 1575 den Hof nebst Grafeneck zu einem Fohlenhof. In dem dreyßigjährigen Krieg wurde der Hof mit dem vordern oder innern Hof unter der Festung abgebrannt. Herzog Wilhelm Ludwig stellte ihn 1674/77 wieder her. Im Jahr 1770 verlegte Herzog Carl die Fohlenställe nach Urach, weil man Güterstein zu kalt fand. In dem Thiergarten zu Urach wurde ein Stallgebäude aufgeführt, die Stallungen zu Güterstein aber wurden abgebrochen. Im Jahr 1809 ließ König Friedrich das Thiergarten-Gebäude wieder abbrechen und in den folgenden Jahren den Mönchshof mit einem Kosten-Aufwand von 34.000 fl. zu einem Fohlenhof einrichten; zu gleicher Zeit wurde ein neuer Sommerstall auf der Gütersteiner Höhe gebaut und auch der Rutschenhof zu einem Fohlenstall eingerichtet, nachdem früher schon, von 1770 - 1781, der Hof als Fohlenhof mit der Anstalt verbuinden gewesen war. Im Jahr 1817 ließ Se. Maj. der König Wilhelm die Fohlenstallungen wieder aus dem Mönchshof hinaus und nach Güterstein schaffen, und 1819 bis 1820 wurde ein ganz neuer Hof daselbst von Grund aus aufgebaut. Der Normal-Stand der Fohlen ist auf 120 Stück gesetzt, der wirkliche Stand ist aber gemeiniglich bedeutend geringer.

Unmittelbar hinter dem Fohlenhof erhebt sich eine steile felsige Wand der Alp, an welcher ein Fußweg, „die sieben Ränke“ genannt, auf das Gebirge führt. An der halben Höhe der Bergwand steht das Brunnenhaus. Es ist dieß ein Druckwerk, wodurch das Wasser aus den benachbarten Felsenquellen auf die Höhe der Alp nach dem vordern Fohlenstall und nach St. Johann getrieben wird; die eine der Quellen fällt auf das Rad, das das Werk in Bewegung erhält,

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Urach. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1831, Seite 142. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAUrach_142.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)