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und stürzt sodann in schäumenden Fällen den Berg hinab. Durch seine incrustirende Eigenschaft hat sich das Wasser eine eigene Bahn an dem Berge gemacht. Das Werk wurde, laut der daran befindlichen Inschrift, von dem Herzog Eberhard Ludwig im Jahr 1715 erbaut. Seine Erhaltung erfordert einen jährlichen Kosten-Aufwand von mehr als 800 fl. Über dem Brunnenhause stand einst die Carthause Güterstein, auf einer Felsenbank der Gebirgswand, in schauerlich wilder Umgebung, von den Felsen zum Stein, ad bonum Lapidem - guten Stein - Güterstein, auch Gütelstein genannt. Die Geschichte dieses merkwürdigen Platzes ist folgende. In den ältesten Zeiten stand hier eine uralte Marienkirche, deren Ursprung vermuthlich noch in vorchristlichem Gottesdienste, wozu die Quelle und die feyerlich ernste Umgebung einlud, zu suchen ist. Vergl. die Beschreibung des Oberamts Blaubeuren, S. 11, 118 und 205. Durch Wunder berühmt, ward die Kirche eine viel besuchte Wallfarthskirche. Graf Ulrich II. von Würtemberg überließ die Kirche 1279 dem Kloster Zwiefalten mit ihren Einkünften. Das Kloster errichtete dabey eine Art von Propstey, deren Einkünfte sich zusehends vermehrten.[1] Die Lage des Platzes in der Nähe eines beliebten Aufenthalts und der fromme Wunsch, in dieser Nähe eine eigenes Kloster zu haben, erregte in Ulrichs Nachfolgern das lebhafte Verlangen, Güterstein wieder an sich zu ziehen. Es gelang endlich den Grafen Ludwig I. und Ulrich V. die Zurückgabe zu erhalten. Sie hatten voraus die Absicht erklärt, ein Carthäuser Kloster auf dem Platze zu errichten und diese Absicht wurde nun auch ausgeführt. Als geliebtes Pflegekind wurde das neue Kloster wie schon früher, so noch vielmehr jetzt, mit größter Sorgfalt und Freygebigkeit behandelt,

  1. Sulger An. Zwif. I. 78, 229. II. 41. Nach den von Münch in seiner Fürstenbergischen Geschichte mitgetheilten Nachrichten war schon vorher ein Kloster auf dem Platze. Den Grund dazu hatte der große Cardinal Conrad von Urach 1229 gelegt. Die Ausführung des Baues geschah durch seinen Bruder Rudolph, den Bebenhauser Mönch, vermuthlich kurz vor dem Übergang der Grafschaft Urach an Würtemberg, s. S. 134 u. ff.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Urach. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1831, Seite 143. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAUrach_143.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)