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so daß die Carthäuser schon im Jahr 1491 eilf Kirchensätze und Gefälle in 16 Ortschaften besaßen. Die Mutter des Grafen Eberhards d. ä., die Pfalzgräfin Mechtild, vermachte dem Kloster diejenigen 2000 fl., wofür ihr von dem Hause Östreich die Grafschaft Hohenberg verpfändet war.[1] Graf Ludwig I. erwählte die Carthause zum Familien-Begräbniß, und es wurden hier Ludwig I. selber, gestorben an der Pest zu Urach 1450, Mechtild, seine Gemahlin, gestorben 1482 zu Heidelberg, ihre Söhne, Andreas, gestorben in früher Jugend 1443, und Ludwig II., gestorben 1457, ferner die Prinzessin Anna, Tochter des Herzogs Ulrich, gestorben zu Urach an der Pest, 1530, beygesetzt. Eine besondere Vorliebe für das Kloster und seine Väter, hauptsächlich für den alten Vater, Conrad von Münchingen, Prior des Klosters (1451 – 1473), hatte der Graf und Herzog Eberhard im Bart. Bey ihnen legte er vor seiner Pilgerreise in’s gelobte Land sein erstes Testament nieder und verordnete sie für den Fall seines Todes zu Vollstreckern desselben. Von hier aus trat er auch am 2. May 1468, begleitet von 24 Rittern und anderem Gefolge, die Reise selbst an. Kniend vor dem Hochaltar und auf dem Grabe seines Vaters hatte er dazu von dem Prior den Segen empfangen. Hier trat er auch bey seiner Rückkehr, ehe er die Seinigen sah, zuerst bey dem alten Prior ab. In der Carthause Güterstein beschloß auch der alte Rudolph von Ehingen sein geschäftsvolles Leben, wovon Schwab in seiner „Neckarseite der Würt. Alb“ S. 90 einen Abriß gibt. Sattler berichtet in seiner Topogr. Beschreibung von Würtemberg, die Carthaus sey im Bauernkrieg zu Grunde gerichtet worden. Allein die Bauern kamen nicht bis Güterstein; wahrscheinlicher ist, daß der Herzog Ulrich aus Unzufriedenheit mit den Clausnern ihren Untergang beschleunigt habe. Als er 1534 siegreich zurückkehrte und vor die Stadt und Festung Urach rückte, nahm er mit seinem getreuen Gefährten, dem Landgrafen

  1. Cleß C. 195. Sattler Gr. III. 108. IV. S. 15. Beyl. 27.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Urach. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1831, Seite 144. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAUrach_144.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)