Seite:OAUrach 147.png

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Aus der malerischen Umgebung von Urach verdienen noch besonders bemerkt zu werden:

Der Wasserstein, eine Tropfstein-Höhle, s. S. 28.
Das Geyerbad, s. S. 31, hauptsächlich aber
Der Wasserfall im Brühl. Hinter der Veste Hohen-Urach, in dem wilden, abgeschiedenen Thalgrund, der hintere Brühl genannt, befindet sich der schöne Wasserfall des Brühlbachs. Der Bach stürzt hier in äußerst malerischer Umgebung über eine 80 bis 100 F. hohe Felsenwand herab. Der Fall theilt sich in drey Äste: den vordern, den mittlem und den hintern Fall. Je mehr man sich demselben nähert, desto größer wird das Schauspiel, desto stärker der Eindruck, und wer sich’s nicht verdrießen läßt, über den Felsenschutt eines steilen Vorhügels hinauf zu klimmen, und sich ganz in die Nähe der Scene zu dringen, der wird gewiß in jeder Beziehung die volleste Befriedigung finden. Besonders schön ist der Anblick des Falls, wenn er beym Sonnenschein eine Stunde vor Mittag gesehen wird, wo sein Wasserstaub in den herrlichsten Regenbogenfarben gleich Millionen von Edelsteinen schimmert. Der vordere Fall löst sich ganz von der Wand ab, so daß man zwischen den Fall und die Wand hineinstehen kann, der mittlere macht drey Sätze; der hinterste und höchste geht bey dürrer Witterung und durch die Benutzung seines Wassers zur Wässerung auf der Höhe verloren. Die Wand, über welche die Fälle herabstürzen, ist eine durch Jahrhunderte gebildete Tuffsteinmasse, in welcher sich mancherley Grotten befinden.

In der Umgebung von Urach befanden sich ehemals auch einige Seen und zwar:

1) Der obere See, ein großer See oberhalb der Stadt, zwischen der Mietenhäuser Mühle und der obern Papiermühle. Der Herzog Karl ließ ihn 1767 trocken legen und den Grund verkaufen, der jetzt in Wiesen verwandelt ist.

2) Der Schwanensee bey dem Schlosse zu Urach. Er wurde ebenfalls von Herzog Karl trocken gelegt, und ist nun in fruchtbare Gärten verwandelt.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Urach. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1831, Seite 147. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAUrach_147.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)