Seite:OAUrach 156.png

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Dettingen ist eines der größten und ansehnlichsten Dörfer des Königreichs. Es hat eine sehr angenehme Lage in dem fruchtbaren Ermsthale, worin hier noch Wein und Obst im Überfluß erzeugt wird. Der Ort hat ein s. g. Schlößchen – das Degenfeldische Haus – 1 Kirche, ein Rathhaus, 2 Schulen, eine Knaben- und eine Mädchenschule mit zwey Schulhäusern – 4 Schildwirthschaften, 3 Mahlmühlen, 1 Öhlmühle, eine rühmlich bekannte Wagen-Fabrik mit 1 Eisenhammer, einer Säge- und 1 Schleifmühle; 1 Ziegelhütte, und jährlich zwey Vieh- und Krämermärkte. An der Kirche steht ein Pfarrer und ein Helfer, letzterer ist zugleich Pfarrer in Hülben. Filial der Kirche und des Pfarrers ist Kappishäusern, OA. Nürtingen. Die Kirche, ehemals eine Stiftskirche, hat über dem Haupt-Eingange die Jahrzahl 1494. An dieselbe sind zwey Seiten-Kapellen angebaut, wovon die eine, die Pankratius-Kapelle, ehemals das Begräbniß der Grafen von Achalm enthalten haben soll. S. u. Neben der Kirche steht das alte Stiftsgebäude, jetzt Schlößchen genannt, das von seinen Eigenthümern, den Grafen von Degenfeld an den Wagenfabrikanten Daumüller vermiethet ist.

Die Bevölkerung ist seit langer Zeit in starkem Wachsthum. In den 30 Jahren von 1798 bis 1828 hat sie gerade um 800 Menschen zugenommen, obgleich im Jahr 1817 allein 87 Personen ausgewandert sind. Die Einwohner sind äußerst thätig und fleißig, aber der größere Theil ist arm. Die Ungunst der letzten Zeiten, insbesondere aber wiederholter Wetterschlag (in zwanzig Jahren neunmal), hat Bürger und Gemeinde tief herunter gebracht. Doch erholen sie sich in der neuesten Zeit wieder unter einer trefflichen Gemeindepflege, s. S. 58. Der Ort erzeugt eine vorzügliche Gerste und guten Hanf; die Haupt-Nahrung besteht jedoch in Obst- und Weinbau, die Brodfrüchte müssen größtentheils auswärts

    auch dieser ohne männliche Erben gestorben war, auf dessen Tochter Margaretha, welche an den Freyherrn Conrad von Degenfeld verheirathet war, der 1627 damit belehnt wurde. Über die Fürstenb. Gefälle s. u.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Urach. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1831, Seite 156. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAUrach_156.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)