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gekauft werden. Man will auf der Markung 80.000 Obstbaume zählen, wovon 2/3 in Zwetschgen- und Kirschbäumen, die übrigen in Kernobst, auch Nußbäumen bestehen. Die Dettinger verstehen mit dem Obstdörren gut umzugehen und treiben Handel mit gedörrten Zwetschgen etc. Der Obst-Handel hat sich neuerlich durch den freyen Verkehr mit Bayern wieder sehr gehoben; es wird sehr viel frisches Obst mit unterlegten Trägern bis nach München gebracht. Außer dem eigenen Erzeugnisse kaufen die Dettinger auch noch Obst in der Umgegend auf. Über den Weinbau s. S. 69. Neben der Landwirthschaft werden auch manche Gewerbe, insbesondere die Leinenweberey fleißig betrieben. Der Flecken zählt 60 Webermeister und hat die oben bemerkte Wagenfabrik von Daumüller. Die Gemeinde hat auch ein bedeutendes Grundeigenthum, besonders in Waldungen; aber auch noch 35.000 fl. Schulden. Indeß betrug die Schuldenmasse noch vor 12 Jahren das Doppelte. Dabey hatte die Gemeindepflege einen Steuer-Rückstand zur Oberamtspflege von 41.825 fl. der nun größtentheils getilgt ist, und die Steuer-Rückstände der Bürger zu der Gemeindepflege, die damals 67.620 fl. betrugen, sind nun auf 36.924 fl. herabgebracht.

Dettingen ist auch in geschichtlicher Hinsicht ein wichtiger Ort. Er scheint ursprünglich zu dem gemeinschaftlichen Besitzthum der Grafen von Urach und Achalm gehört zu haben, nachher aber zwischen beyden Häusern getheilt worden zu seyn. Nach den Zwiefalter Annalen war Dettingen eine gewöhnliche Residenz der Grafen von Achalm und es lag in der Kirche daselbst auch der Vater der Stifter von Zwiefalten, Graf Rudolph von Achalm, mit zwey in früher Jugend verstorbenen Söhnen, den Grafen Humfried und Beringer, begraben, bis sie nach der Stiftung von Zwiefalten in dieses Kloster versetzt wurden. S. Achalm. In dem Bempflinger Vertrag vom Jahr 1090 traten die Grafen Cuno und Luithold von Achalm unter Anderem auch die halbe Kirche und das halbe Dorf Dettingen an ihren Neffen, den Grafen Werner von Grüningen ab.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Urach. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1831, Seite 157. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAUrach_157.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)