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Cameralamt Pfullingen. Den großen Zehnten haben der Staat und die Universität Tübingen je zur Hälfte, den kleinen, den Heu- und Öhmd-Zehnten die Pfarrstelle, den Wein-Zehnten wieder der Staat zu beziehen. Die Grundlasten betragen im Ganzen 228 fl., wovon der Staat den größten Theil hat, das Übrige aber unter die Universität und mehrere Stiftungspflegen vertheilt ist. Das Patronatrecht ist zwischen der Krone und der Universität Tübingen getheilt, und wird kraft einer Entscheidung vom Jahr 1681 abwechselnd ausgeübt.

E. liegt etwas abgeschieden in dem engen Thaleinschnitte, der den Achalmberg von der Alp trennt. Durch den Ort führt eine gute Straße nach Neuhausen im Ermsthale. Ein kleiner Bach fließt durch den Ort in den Albach. Ehningen ist das schönste, größte und volkreichste Dorf im Königreiche, das die meisten Landstädte hinter sich zurückläßt, hat regelmäßige Straßen, wovon eine, die auf Achalm führt, „die Burg-Gasse“ heißt, gut gebaute Häuser, ein Rathhaus und ein sehr ansehnliches, neu gebautes Schulhaus, eine Apotheke, 7 Schildwirthschaften und eine Brauerey, eine Fruchtmühle und eine Ziegelhütte. In keinem Orte hat die Bevölkerung so auffallende Fortschritte gemacht, wie in Ehningen; sie hat sich in einem Zeitraum von hundert Jahren beynahe vervierfacht. Die starke, blos aus dem Innern der Einwohnerschaft ohne äußern Zuwachs hervorgehende Bevölkerung ist auch Ursache, daß hier ein und derselbe Familien-Name unzählige Mahl vorkommt, so soll es z. B. an 180 Geschlechter geben, welche den Namen Rall führen. Die Einwohner haben in Charakter, Sitten, Sprache und Ton etwas sich scharf Unterscheidendes. Ihre Nahrung beruht theils auf der Landwirthschaft, theils in Gewerben, hauptsächlich aber in dem Handel – wer kennt nicht die Ehninger Krämer? In der Landwirthschaft zeichnet sich der Obst- und Weinbau aus, s. S. 68. Der Gewerbs-Betrieb ist von geringer Bedeutung. Über zwey Drittheile der Einwohner suchen ihre Nahrung in dem Handel, und zwar in dem Hausir- und Markt-Handel mit

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Urach. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1831, Seite 164. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAUrach_164.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)