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Gegenständen aller Art, hauptsächlich aber mit Ellen- und s.g. kurzen Waaren. Männer, Weiber, Söhne und Töchter ziehen diesem Handel nach, selbst Kinder von 14 Jahren nehmen schon Theil daran. Offene Läden gibt es wenige in dem Orte. Man kann die Ehninger Krämer in drey Klassen eintheilen: 1) die größeren Handelsleute, 2) die Krämer, und 3) die Hausirer. Zu der erstern Klasse gehört ungefähr ein Dutzend Häuser; sie sind meist Leute von bedeutendem Vermögen, die ihre Waaren im Großen einkaufen, nicht nur zu Hause, sondern auch in Bayern, Salzburg, Tyrol, der Schweiz und Baden große Niederlagen haben, und ihre Vorräthe von da entweder unmittelbar, oder auf Messen und Märkten absetzen. Die zweyte Klasse besteht in Landkrämern, die ihren Bedarf zum Theil von den erstern, zum Theil aber auch wieder aus erster Hand beziehen, sowohl im Inlande, als in andern Bundesstaaten von Markt zu Markt und wo es angeht, zum Theil mit der Kiste auf dem Rücken, auch von Haus zu Haus wandern. Die dritte Klasse beschäftigt sich, so weit es die Hausir-Gesetze noch zulassen, einzig mit einem kleinen Kistenkram, der in geringen Artikeln, schlechten Druckschriften, Kalendern etc. besteht. Die eine Klasse wie die andere ist wandernd und den größten Theil des Jahres von Haus abwesend; nur um Jakobi und Weihnachten kommen sie gewöhnlich wieder nach Haus, um ihre häuslichen Angelegenheiten zu ordnen, nach den Kindern zu sehen und neue Geschäfte vorzubereiten. Um diese Zeit finden sich dann auch eine Menge von Handels-Reisenden aus der Schweiz, dem Elsaß, den Rheingegenden, den Niederlanden, Sachsen etc. ein, welche neue Waaren anbieten und rückständige Forderungen geltend zu machen suchen. Die Geschäfte, welche bey einem solchen Congresse, wobey 50 bis 60 und noch mehr ausländische Kaufleute sich versammeln, gemacht werden, sind sehr bedeutend; man rechnet, daß dabey häufig für 5 – 600.000 fl. Waaren in Umsatz kommen.

Eigene Fabrikate werden, wie schon bemerkt worden, in E. nicht erzeugt, selbst die Fabrikation der s. g. Ehninger

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Urach. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1831, Seite 165. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAUrach_165.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)