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gelegt. Eben diese Besatzung aber gab Veranlassung zu der Zerstörung der Burg. Der damalige Obervogtey-Verwalter „Andreas Hilteprandt“ zu Pfullingen berichtet darüber Folgendes an die Östreichische Regierung zu Insbruck unter dem 17. Aug. 1646: Weil man einen Anschlag der Schweden auf das Schloß befürchtet habe, so sey von dem bayrischen Oberst Haßlang, der damals Commandant in Reutlingen war, eine kleine Besatzung auf das Schloß gelegt worden. Da aber die Cisternen verdorben gewesen, und täglich zwey Eimer Wasser, ferner das Brennholz und die Lebensmittel für die Garnison von den Achalmischen Unterthanen mit höchster Abmattung ihrer Pferde und Ochsen habe hinaufgeführt werden müssen, so habe die Erzherzogin Claudia ihm (Hildebrand) befehlen lassen, das Schloß dergestalt zu ruiniren, daß sich kein Feind darin mehr aufhalten könne. Diesem Befehl gemäß habe er die Schloßmauern einwerfen und nur den vordern Bau über der Porte stehen lassen. Nun sey aber auch dieser Bau vor 4 Tagen in der Nacht angezündet worden und ganz abgebrannt. Man habe, setzt der Berichterstatter hinzu, dabey die Reutlinger im Verdacht, welche nicht gut dazu gesehen haben, daß man eine Besatzung auf das Schloß gelegt und ihnen gleichsam „die Katz auf das Käfig gesetzt“ habe, ein Verdacht, der später noch mehr verstärkt wurde.

Diese Erzählung wird durch einen späteren Bericht des Vogts Orth zu Urach vom Jahr 1687 bestätigt. Der Vogt hatte den Befehl erhalten, genaue Erkundigung darüber einzuziehen, ob das Schloß schon vor dem dreyßigjährigen Kriege, oder aber erst während desselben zerstört worden sey. Er vernahm zu dem Ende mehrere alte Leute der Gegend, welche alle den Hergang erzählten, wie ihn der obige Bericht darstellt. Einer derselben, Bastian Wick, gab noch weiter zu Protokoll: „So viel er in seiner Jugend von alten Leuten gehört habe, seyen auf dem Berge 3 Häuser oder Schlösser gestanden, wovon das hintere lange vor dem dreyßigjährigen Krieg abgegangen sey. Ein anderer Zeuge, Hans Rau, der

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Urach. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1831, Seite 177. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAUrach_177.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)