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der zahlreichen Einwohnerschaft nicht hin; ein großer Theil sucht daher seine Nahrung im Gewerbsfleiße. Es befinden sich alle Gattungen von Gewerben in dem Orte; die hervorstechendsten sind die der Wollen- und Leinweber und der Gerber. Metzingen zählt 26 Leinweber, 41 Strumpfweber, 20 Tuchmacher, 24 Zeugmacher und 18 Wollenkämmer, 19 Rothgerber und 4 Weißgerber mit einer nicht unbedeutenden Anzahl von Gehülfen. S. 87. Die Tuchmacher liefern sowohl feineres als geringeres Tuch, die Zeugmacher fertigen in neuerer Zeit viel Westenzeug, der guten Absatz bey den Ehninger Krämern findet. Der Tuchfabrikant Raifstänger, die Zeugfabrikanten Gebrüder Graser, der Strumpfweber Thomas Kromer, die Rothgerber Beck, Gänßlen, Häusler u. A. zeichnen sich durch einen bedeutenden Gewerbsbetrieb aus, dessen Erzeugnisse auch in’s Ausland geben; von dem Uhrenmacher Hildebrand werden alabasterne Standuhr-Gehäuse gefertigt, wozu er den Alabaster aus Italien kommen läßt. Man sah in der letzten Kunst-Ausstellung sehr schöne Proben davon ausgestellt; ein Kirschner liefert schöne Pelzwaaren. Eine Messing-Gießerey ist nach kurzem Betrieb wieder eingegangen; dagegen ist an ihre Stelle die mechanische Wollenspinnerey von Salis und Comp, nebst einer Rauhmaschine und Tuchscheer-Maschine getreten; eine zweyte Tuchscheer-Maschine, auch mit Wasserkraft, hat der Tuchscheerer Gottlieb Müller errichtet. In den Gypsmühlen wird in neuerer Zeit der Basalt, der in der Gegend gefunden wird, gemahlen, und von da in das Land abgesetzt.

Der Handel ist gleichfalls nicht unerheblich; nicht nur hat der Ort 5 offene Kauf- und Kramläden, sondern auch einen beträchtlichen Verkehr mit Fabrikaten der eben genannten Gewerbe, insbesondere aber auch mit Vieh, Frucht und Holz. M. zählt 11 Pferdehändler und 21 gewerbsmäßige Viehhändler, hat einen lebhaften Frucht-Wochenmarkt und 2 vielbesuchte Vieh- und Krämermärkte, und ist zugleich ein Stapelplatz für den Handel mit Scheiterholz. Als eine Neben-Erwerbsquelle wird auch Stickerey betrieben. Vergl. S. 84, sodann S. 59, 81, 88.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Urach. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1831, Seite 191. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAUrach_191.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)