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das Kloster Pf. im Besitze von Reicheneck. Das Kloster vertheilte das Gut in 4 Höfe und verlieh es 4 Bauern; später wurde jeder Hof wieder in 4 Theile getheilt, so daß der Ort aus 16 Hofbauern (mit Aufrechthaltung des Majoratrechts) bestand, wozu in neuerer Zeit noch 4 weitere kamen. Von dem Schlosse ist nichts mehr übrig, als der Rest eines Grabens. Reicheneck bildete einen Bestandtheil der Gemeinde Mittelstatt bis 1829, wo es davon getrennt und seines geringen Umfangs ungeachtet, zu einer selbstständigen Gemeinde gemacht wurde. Unter dem Dorfe führt die s. g. Teufelsbrücke über den Reichenbach, welche ihren Namen von 2 Brüdern Namens Teufel hat, die sie zur Beförderung ihres Verkehrs zwischen Altenburg und Reutlingen bauten. In der Nähe befindet sich auch ein Wasserfall, den der Reichenbach macht.


20. Riederich,

ein evang. Kirchdorf an der Erms und der Uracher Landstraße, 33/4 St. nordwestl. von Urach, Filial von Bempflingen mit 624 Einw. Den großen und den Weinzehnten hat der Staat, den kleinen, den Heu- und Öhmdzehnten und einen geringen Antheil auch am Großzehnten die Pfarrey Bempflingen zu beziehen. An den Grundgefällen (340 fl.) haben außer dem Staat auch mehrere Stiftungspflegen Theil.

Riederich, ehemals Riederichingen, Ruderichingen geschrieben, liegt in der schönen Metzinger Ebene; es hat Kirche und Schule, ein Schul- und Rathhaus, eine Mahlmühle und drey Schildwirthschaften, vorzügliche Obstzucht und noch etwas Weinbau. Vor ungefähr 40 Jahren wurden hier auch noch Maulbeerbäume zur Seidenzucht nicht ohne Erfolg gepflanzt. In der Kirche werden nur Gelegenheits-Predigten bey Hochzeiten, Leichen u. s. w. gehalten. Über die Erms führt in dem Orte eine Brücke und wieder eine kleinere über einen Seitenarm, der die Mühle treibt. Um’s Jahr 1100 schenkte eine Gräfin Richenza von Simmeringen (Sigmaringen) dem Kloster Hirschau ein Gut zu Ruderchingen, s. S. 6.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Urach. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1831, Seite 204. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAUrach_204.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)