Seite:OAUrach 223.png

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Eine starke Viertelstunde von St. Johann und dem Fohlenhof befindet sich der grüne Felsen, s. S. 22.


29. Zainingen,

ein evangelisches Pfarrdorf auf der Alp 31/4 St. östlich von Urach, mit 870 Einw., den großen Zehenten hat der Staat, den kleinen, den Heu- und Öhmd-Zehnten die Pfarrey zu beziehen. An den Grundgefällen, die zusammen 325 fl. betragen, haben die Heiligen, die Gemeinde des Pflege-Orts und einige auswärtige Stiftungspflegen kleine Antheile.

Die Lage von Z. ist eine der rauhesten auf der Alp. Der Ort liegt zwar am Ende eines flachen Thälchens, die Au genannt, und ist von Anhöhen geschützt; aber auf den Anhöhen umher, über welche sich die Markung ausdehnt, wehen fast immer rauhe und schneidende Winde, und das sumpfige Thal selber ist meist mit kalten Nebeln bedeckt, s. S. 42 und 43. Z. ist übrigens einer der ansehnlichsten Orte der Alp, hat ein Rath- und Schulhaus, eine Schildwirthschaft, 61 Leinwebermeister und die bedeutendste Schafwaide des Oberamts. Es gehört auch unter diejenigen Orte, welche Überschuß an Gemeinde-Einkünften haben s. S. 75 und 98. Der Flachsbau, der sonst sehr bedeutend war, hat seit einiger Zeit auch hier, wie fast überall, sehr abgenommen.

Die Pfarrkirche ist von einem festen Kirchhofe umgeben, an dessen südöstlicher Ecke ehemals ein starker Thurm gestanden haben soll. Das Patronat der Kirche war früher in verschiedenen Händen, theilweise auch der Schilling von Canstatt: 1446 vertauschte es Hans von Sachsenheim an Graf Ludwig v. W. gegen dessen Theil an der äußern Burg zu Sachsenheim. Ehemals war auch eine Kaplaney oder Frühmeß mit der Kirche verbunden. Nachdem ihrer schon i. J. 1453 Erwähnung gethan ist, wird ihre Stiftung i. J. 1497 von der Gemeinde erneuert. Bey der Reformation wurde sie aufgehoben und das Kaplaney-Haus 1540 an einen Bürger verkauft.

Z. ist einer derjenigen Orte, welche schon in frühester Zeit, namentlich schon i. J. 788. erscheinen s. S. 6.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Daniel Georg von Memminger: Beschreibung des Oberamts Urach. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1831, Seite 223. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAUrach_223.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)