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Sersheim eine nicht unbedeutende Pferdehaltung; Klein-Glattbach treibt auch einigen Handel mit Pferden. Nußdorf züchtete früher viele auswärts aufgekaufte Fohlen und trieb namhaften Handel mit Pferden, was aber in neuerer Zeit ganz aufgehört hat.

Rindviehzucht. Der Oberamtsbezirk besitzt nach neuester Aufnahme 91 Zuchtstiere, 2093 Ochsen und über zwei Jahre alte Stiere, 4663 Kühe und Kalbeln, 3266 Stücke Schmalvieh und 209 Kälber; sonach kommen auf 1 Quadratmeile 2966,6 Stücke, und auf 100 ortsanwesende Einwohner[1] 47,55 Stück. Gegen die Aufnahme vom 1. Januar 1844, bei welcher auf eine Quadratmeile 2825,6 Stück kamen, ergibt sich demnach ein erheblicher Zuwachs. Der Bezirk nimmt nach der neuesten Zählung in dieser Beziehung in der Reihe der Oberämter die 11te Stelle ein. Die Vieh-Race besteht vorzugsweise aus einem rothen oder gelbbraunen kräftigen Neckarschlag, der nicht selten, wie z. B. in Vaihingen, Eberdingen, Enzweihingen, Groß-Sachsenheim, Hohen-Haslach, Horrheim etc. theilweise durch Simmenthaler, zuweilen auch durch Rigi- und Limpurger-Farren veredelt wird. Einen sehr tüchtigen, schweren Landschlag haben der Freiherr v. Tessin in Hochdorf, die Gutspächter der Hofkammerdomäne Rechentshofen, Klein-Glattbach und der Pulverdinger Hof. Im Allgemeinen ist ein Streben für Verbesserung der Viehzucht unverkennbar, was sich bei einzelnen Gemeinden auch dadurch kund gibt, daß sie Prämien auf die schönsten selbstgezogenen dreijährigen Kalbeln mit Kalb gesetzt haben. Die Farrenhaltung geschieht theils auf Rechnung der Gemeinden von einzelnen Ortsbürgern, welche die entweder durch sie oder von der Gemeinde selbst anzuschaffenden Zuchtstiere gegen Geldvergütung aus der Gemeindekasse oder gegen Benützung eines Faselviehguts unterhalten, theils haben Widdumhofbesitzer die Verpflichtung, die Farren anzuschaffen und zu unterhalten. Der Handel mit Vieh, namentlich mit jungem (Kalbeln und Stiere), ist nicht unbeträchtlich, und geht meist in die Nachbarschaft in das Unterland gegen Heilbronn etc., wie auch in das Großherzogthum Baden; dagegen ist der Handel mit Mastvieh ganz unbedeutend, und nur in Sersheim von einigem Belang. Der Milchertrag, soweit er nicht für die Haushaltung nöthig ist, wird meist verbuttert und nur ein kleiner Theil zum Verkauf gebracht. Käserei wird nur auf der Domäne Rechentshofen in nicht großer Ausdehnung betrieben.

Die Schafzucht ist in Folge der immer mehr beschränkten


  1. Die Angaben in Tabelle Nro. I. beziehen sich auf die ortsangehörige Bevölkerung.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Vaihingen. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 050. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAVaihingen0050.jpg&oldid=- (Version vom 17.2.2019)