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4. Alterthümer.
A. Römische [1].

Die Römer, welche das Zehentland (agri decumates) in dem Winkel zwischen dem Rhein und der Donau besessen, hatten wohl auch in dem diesseitigen Bezirke an mehreren Stellen sich wohnlich niedergelassen und nach verschiedenen Richtungen Straßen angelegt. Nach den bisherigen Auffindungen römischer Wohnplätze war der wichtigste derselben bei Enzweihingen, wo mehrere Römerstraßen zusammenliefen und vereinigt über die Enz führten (s. unten); hiefür sprechen auch häufige Spuren von römischen Gebäuden, welche daselbst sich vorfinden; namentlich wurden zunächst (südlich) am Ort vor einigen Jahren mehrere römische Souterrains aufgedeckt und bei dieser Veranlassung ein gut gearbeiteter Mannskopf eines antiken Steinbildes, welcher jetzt im K. Museum der bildenden Künste aufbewahrt wird, ausgegraben. Auf der sog. Breite, nordöstlich von Enzweihingen, findet man in nicht unbeträchtlicher Ausdehnung nur einige Fuß unter der Oberfläche Grundreste römischer Gebäude, römische Ziegel etc. Auf der anderen Seite der Enz in der Nähe des Leinfelder Hofs kommen noch ausgedehntere Spuren einer abgegangenen römischen Niederlassung vor; außer vielen Grundresten römischer Gebäude, hat man daselbst schon gepflasterte Räume und eine gemauerte, mit Kalk ausgegossene römische Wasserleitung, in der thönerne Teicheln eingelegt waren, aufgedeckt. Überdieß findet man in großer Ausdehnung zerstreut herumliegende römische Ziegel, Fragmente von Gefäßen etc. Auf der Flur Bonlanden, etwa 1/4 Stunde südwestlich vom Ort, entdeckte man, neben Spuren römischer Gebäude, einen rund ausgemauerten Brunnen. Über weitere Spuren und vorkommende Benennungen, die auf alte Ansiedelungen und Befestigungen hindeuten, s. die Ortsbeschreibung von Enzweihingen. Ferner wurden noch an folgenden Stellen Spuren abgegangener römischer Wohnplätze aufgefunden, und zwar:

1) In dem der Gemeinde Eberdingen gehörigen Wald Steig (Wünschloch), wo nach der Sage ein Schloß gestanden sein soll, ist man vor etwa 10 Jahren auf Grundmauern etc. gestoßen; röm. Ziegel, welche daselbst gefunden werden, lassen auf ehemalige röm. Gebäude schließen.


  1. Die hienach bemerkten römischen Straßenzüge und Niederlassungen sind von dem Finanz-Assessor Paulus entdeckt und an Ort und Stelle genau untersucht worden.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Vaihingen. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 076. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAVaihingen0076.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)