Seite:OAVaihingen0083.jpg

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sich hier ein Postamt und außer dem Bezirks-Arzte noch zwei prakticirende Ärzte und ein Oberamtsthierarzt.

Grundherrliche Rechte und Zehnten gehörten bis zur Ablösung dem Staate und früher theilweise dem deutschen Orden.

Die mittelgroße Stadt ist in einer freundlichen, fruchtbaren Thalweitung der Enz auf der linken Seite des Flusses, theils in die Thalebene, größtentheils aber an einen Ausläufer des Schloßberges hingebaut. Von mehreren Punkten, besonders aber von dem südlich gelegenen Wolfsberge gesehen, liefert dieselbe mit ihren beiden Kirchen, mehreren Thürmen und dem gut erhaltenen, sich über die Stadt wie über die ganze Umgegend imposant erhebenden Schloß, nicht nur eine äußerst malerische Ansicht, sondern auch ein treues Bild einer alten, ehemals wohlbefestigten Stadt. Der nördlich gelegene Schloßberg und ein von demselben gegen Osten ziehender beträchtlicher Bergabhang gewähren der Stadt Schutz gegen rauhe Nord- und Nordwestwinde, während sich das Thal gegen Süden und Südosten weit öffnet und dem Sonnenlichte, wie der warmen Luft, freien Zutritt gestattet. Die Lage des Orts ist daher im Allgemeinen eine gesunde und sehr milde, dagegen stellen sich in den Niederungen nicht selten kalte Nebel und Frühlingsfröste ein, die auf das Obst und die Rebe nachtheilig einwirken; sogar das Getreide soll hier etwas leichter werden als in höher gelegenen Gegenden.

Die Anlage der Stadt ist, wie ein Blick auf den der Karte angefügten Plan zeigt, ziemlich unregelmäßig und überdieß meist uneben, gegen den Schloßberg ansteigend; die Ortsstraßen sind, mit Ausnahme der steinbeschlagenen (macadamisirten) Hauptstraße, der neu angelegten Heilbronner- und Grabenstraße, durchgängig gepflastert, nicht breit, zum Theil sogar enge, winkelig und wegen Mangel an Raum minder reinlich. Eine besondere Zierde der Stadt ist der sehr ansehnliche, wohlgepflasterte, übrigens etwas abhängige Marktplatz, auf dem frei das imposante Rathhaus steht und den überhaupt die schöneren Gebäude der älteren Stadt umgeben; von weniger Bedeutung sind der Kirchplatz, der Kelternplatz und der Spitalhof. Die Stadt zerfällt in die eigentliche oder innere befestigte Stadt und in die Vorstädte; von letzteren bestehen schon längst die südöstlich an die Stadt grenzende Vorstadt zu St. Peter mit der auf dem 1839 geschlossenen Begräbnißplatz stehenden St. Peterskirche, die westlich von derselben gelegene Enzvorstadt und die Mühlvorstadt, welche eigentlich nur eine Verlängerung der Mühlstraße an dem südwestlichen Ende der Stadt ist. Die seit 1840 neu und schön angelegte Heilbronner Vorstadt bildet gleichsam die Verlängerung

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Vaihingen. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 083. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAVaihingen0083.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)