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bestimmt wurden, deren Zinse zu Lehrgeldern und Hochzeitgeschenken an Familienglieder ausgetheilt werden. 3) Die Launer’sche Stiftung. Der kürzlich gestorbene Oberamtsarzt Dr. v. Launer von Freudenstadt und dessen Gattin, Caroline geb. Stokmaier, derzeit in Stuttgart wohnhaft, haben nach einem mit der Stadtgemeinde Vaihingen abgeschlossenen Vertrag, welcher den 11. Mai 1845 die Genehmigung der Kreisregierung erhielt, der Stadtgemeinde als unwiderrufliche Stiftung zu wohlthätigen Schulzwecken die Summe von 20.000 fl. unter der Bestimmung vermacht, daß der Zins zu 41/2 Proz. mit 900 fl. vorerst den beiden Stiftern entrichtet, nach deren beiderseitigem Tode aber für den angegebenen Stiftungszweck verwendet werden soll.

Kirchliche Anstalten. An der Kirche sind angestellt ein Stadtpfarrer, zugleich Decan der Diöcese Vaihingen, und ein Diacon, welcher zugleich Pfarrer des zur Gemeinde Ensingen gehörigen Weilers Klein-Glattbach, und Geistlicher an der auf dem Schloß befindlichen polizeilichen Beschäftigungs-Anstalt ist.

Als Lehr-Anstalten bestehen: 1) eine lateinische Schule, an der ein Präceptor und ein Collaborator unterrichten, 2) eine deutsche Knabenschule, 3) eine Mädchenschule, und 4) eine Elementarschule; an den drei deutschen Schulen ist je ein Schulmeister und ein Lehrgehilfe angestellt. Überdieß besteht eine Industrie-Schule und eine Kleinkinderschule.

Auch ist eine Privat-Lese-Gesellschaft vorhanden.

Eine längst bestehende Wohlthätigkeits-Anstalt ist der Hospital, welcher ein Vermögen von etwa 60.000 fl. Kapitalien und gegen 70 Morgen Güter besitzt; die Einkünfte werden zur Unterstützung der Armen und theilweise für die Besoldungen der Schullehrer verwendet. Zu einer städtischen Leihkasse hat die Stiftungspflege einen Fonds von 2000 fl. ausgesetzt, um den Gewerbetreibenden kleinere Anlehen auf allmälige Rückzahlung des Kapitals und gegen mäßige Zinse zu leisten. Eine Oberamts-Sparkasse besteht seit dem 1. Januar 1852, und ein Wandergesellen-Unterstützungsverein ist theils aus freiwilligen Beiträgen, theils aus Beiträgen von den Zünften im Jahr 1851 gegründet worden.

Was schon längst abgegangene Orte betrifft, so soll südlich von der Stadt, auf dem sog. Wolfsberg, ein Schloß gestanden sein, von dem übrigens keine Spuren mehr vorhanden sind.

Westlich der Stadt führt der St. Nicolausweg gegen das sog. Kapellensteigle, was zur Vermuthung berechtigt, daß hier eine dem heil. Nicolaus geweihte Kapelle gestanden habe.

Noch befindet sich in der St. Petersvorstadt an der Landstraße

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Vaihingen. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 103. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAVaihingen0103.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)