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Neubronn († 1737 als Hauptmann) begab sich im Jahr 1715 mit seiner Familie auf das damals neu erworbene Gut, mit welchem übrigens keine besonderen Rechte verbunden waren (Cast Adelsbuch 452).

Von diesem Hof, auch Schafhof genannt, welcher gegenwärtig der Frau v. Neubronn und Albert Grab von Pforzheim gehört, bezog der Staat früher die Drittel-Gebühr, daher sein Name. Der Hof mit zwei ansehnlichen Wohngebäuden und mehreren Ökonomiegebäuden ist unter die beiden Besitzer so getheilt, daß der v. Neubronnsche Antheil 270 Morgen, der Grabische aber 310 Morgen beträgt; ersterer ist verpachtet, letzterer wird von einem Verwalter in neun Rotationen rationell bewirthschaftet, und ist mit einem schönen Viehstand (Landschlag mit Bastard-Schweizer-Kreuzung) versehen. Den Grab’schen Antheil hat der Vater des gegenwärtigen Besitzers im Jahr 1829 von zwei Privaten erkauft.

Beinahe in der Mitte des Orts steht das kleine Kirchlein, dessen Langhaus verändert und modernisirt wurde, während der viereckige, nicht hohe Thurm noch ziemlich unverändert blieb; das unterste Stockwerk desselben vertritt die Stelle des Chors, von dem übrigens der dreiseitige, mit germanischen Fenstern und Strebepfeilern versehene Chorschluß an der Ostseite des Thurms hervorsteht. Auf dem Thurme hängen zwei Glocken, die eine ist 1699, die andere 1850 gegossen worden. Das Innere des Langhauses hat nichts Bemerkenswerthes; dagegen enthält das mit einem Netzgewölbe gedeckte Chor einen gut geschnittenen Chorstuhl, an dessen Brüstung Blumwerk und zwei Wappenschilde, einer zwei gekreuzte Schlüssel, der andere einen Kelch enthaltend, angebracht sind. Das Wappen mit den gekreuzten Schlüsseln befindet sich auch an einem Schlußstein des Chorgewölbes. An einer der Chorwände ist ein germanisch gehaltenes Sakramenthäuschen angebracht. Die Unterhaltung der Kirche steht der Stiftungspflege zu. Der an der Kirche gelegene, ummauerte Begräbnißplatz wurde im Jahr 1843 aufgegeben und ist nun ein neuer an die Ostseite des Orts verlegt.

Zunächst der Kirche steht das nicht geräumige Schulhaus, welches zugleich die Wohnung des Lehrers enthält; auch ist eine Industrieschule vorhanden.

Ein Gemeinde-Back- und Waschhaus besteht seit etwa 30 Jahren.

Feldbau und Viehzucht sind die Nahrungsquellen der fleißigen und sparsamen Einwohner, welche sich im Allgemeinen in guten Vermögensumständen befinden, und im Einzelnen, abgesehen von den Drittelhofbesitzern, 95 Morgen, durchschnittlich aber 25 Morgen Feldgüter besitzen.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Vaihingen. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 128. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAVaihingen0128.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)