Seite:OAVaihingen0133.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

bemerkenswerth. Von mehreren auf der Markung vorkommenden Quellen sind außer dem bedeutenderen Sägmühlebrunnen die Brunnen bei der Linde, im Heidenring und der Geislingerbrunnen zu nennen.

Die im Allgemeinen körperlich nicht besonders ansehnlichen Einwohner sind sehr fleißig, meist sparsam und haben viel Sinn für Religion, der sich häufig bis zum strengen Pietismus steigert; ihre Haupterwerbsquellen bestehen in Ackerbau, Viehzucht und Weinbau, viele sichern sich ihren Lebensunterhalt durch Taglohnen und Arbeiten in den Fabriken, welche gegen 80 Personen beschäftigen. Die öconomischen Verhältnisse sind befriedigend, indem neben einigen Wohlhabenden die meisten Einwohner dem Mittelstande angehören, obgleich auch ziemlich viele verarmt sind. Der ausgebreitetste Güterbesitz beträgt 120 Morgen, gewöhnlich aber besitzen die Einzelnen 10–12 Morgen, während der Besitz der ärmeren Klasse auf 2–3 Morgen beschränkt ist. Das Grundeigenthum vertheilt sich durchschnittlich in Theile von 1/2–1 Morgen. Von Gewerben sind außer denen, welche meist nur den örtlichen Bedürfnissen dienen, zu nennen: 1) die 1/4 Stunde südlich vom Ort am Strudelbach gelegene, im Jahr 1851 gegründete Cichorienfabrik von Heinrich Frank, welche jährlich für etwa 25.000 fl. Zuckerrüben und 10.000 fl. Cichorien verarbeitet, und nicht nur viele Hände beschäftigt, sondern auch zum Vortheil der Umgegend den Zuckerrüben-, wie den Cichorienbau in Aufnahme bringt. Die Fabrikate finden hauptsächlich ihren Absatz in die Schweiz und nach Bayern. 2) Die Papiermühle von Tobias Barth, welche gegenwärtig mit einer Dampfmaschine versehen, und hiedurch noch mehr an Ausdehnung gewinnen wird. 3) Die neben derselben stehende Gyps- und Ölmühle nebst Hanfreibe. 4) Eine weitere Gyps- und Ölmühle. 5) Eine im Ort bestehende Mühle mit vier Mahlgängen und einem Gerbgang. 6) Eine Sägmühle unterhalb des Orts und 7) eine Ziegelhütte. Schildwirthschaften sind fünf, worunter eine mit Bierbrauerei, und Kaufleute zwei vorhanden.

Die große, schön arrondirte Markung, welche sich hauptsächlich gegen Süden und Osten weit ausdehnt, ist mit Ausnahme der Gehänge gegen die Enz, den Strudelbach, den Kreuzbach und einiger kleinen Seitenthälchen ziemlich eben und hat im Allgemeinen einen fruchtbaren, meist tiefgründigen Diluviallehmboden, der übrigens im Süden der Markung in Folge des daselbst vorkommenden Mergels der Lettenkohlengruppe in einen schweren, thonigen, sogar naßkalten Boden übergeht. Die ergiebigsten Güter liegen in der Wanne, bei der Linde, auf dem Brückenwasen, auf Breitäckern, in Steine,

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Vaihingen. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 133. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAVaihingen0133.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)