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1848 und 1849 und erhielten in Folge der Vollziehung derselben an Ablösungs-Capitalien für Zehnten, die Finanzverwaltung 23.071 fl. 29 kr., die Ortspfarrei 1800 fl.


Groß-Glattbach,
Gemeinde III. Kl. mit 833 Einw., wor. 2 Kath. – Evang. Pfarrei; die Kath. sind nach Hohen-Asberg eingepfarrt.

In dem engen, nicht sehr tief, aber schroff eingeschnittenen Glattbach-Thale ist der ziemlich große, aber unregelmäßig angelegte Ort größtentheils an die linken Thalgehänge hingebaut, so daß derselbe eine südöstlich geneigte Lage hat und nur der untere Theil des Dorfs eben liegt. An den durchgängig gekandelten Ortsstraßen lagern sich die etwas enge beisammen stehenden, ländlichen Wohnungen, die meist mit steinernen Unterstöcken versehen sind und nicht selten die Wohlhäbigkeit der Einwohner verrathen. Die beiden hochstehenden Kirchen tragen zu der malerischen Ansicht des etwas abgelegenen still ländlichen Dorfs Vieles bei, das überdieß durch die im Rücken desselben sich erhebende, mit Baumgärten und Reben bepflanzte Thalwand gegen Nordwinde geschützt ist. An der Südseite des Orts fließt der Glattbach vorüber, auf dessen jenseitigen Ufern noch einzelne Gebäude stehen; derselbe entspringt in einer sehr starken Quelle etwa 300 Schritte oberhalb des Dorfs und speist nicht nur zwei laufende Brunnen im Ort mit sehr gutem Trinkwasser, sondern setzt auch daselbst zwei Mühlen, je mit zwei Mahlgängen und einem Gerbgang in Bewegung. Der sog. Hummelbrunnen, eine periodisch fließende Quelle, befindet sich westlich vom Orte.

Das Nominationsrecht zur Pfarrstelle hängt von königlicher Collatur ab.

Die außerhalb des Orts, am nordwestlichen Ende desselben, frei gelegene Pfarrkirche zu St. Markus stammt aus zwei Perioden, der Chor aus der frühgermanischen, das Langhaus aus der spätgermanischen; im Laufe der Zeit wurde an dem Langhause mehrfach styllos geändert, während sich der mit einem halben Achteck schließende, mit Strebepfeilern und germanisch gefüllten Spitzbogenfenstern versehene Chor in seiner ursprünglichen Bauweise erhalten hat[1].


  1. Nach der Pfarrbeschreibung stand an der Kirche die Jahrszahl 1403, welche ohne Zweifel bei den vorgenommenen Erneuerungen getilgt wurde.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Vaihingen. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 139. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAVaihingen0139.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)