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Groß-Sachsenheim,
Gemeinde II. Kl. mit 1342 Einw., wor. 2 Kath. a. Groß-Sachsenheim, Stadt, 1289 Einw. b. Egartenhof, Weiler, 27 Einw. c. Ölmühle, 16 Einw. d. Ziegelhütte, 10 Einw. Evang. Pfarrei; die Kath. sind nach Michelsberg eingepfarrt.

Groß-Sachsenheim, früher Oberamtsstadt, jetzt Sitz eines Amtsnotars und eines practicirenden Arztes, liegt 26° 43′ 21,20″ östlicher Länge und 48° 57′ 34,09″ nördlicher Breite, 2 Stunden nordöstlich von Vaihingen frei und angenehm auf dem flachen Bergrücken zwischen dem Enz- und dem Metterthale, jedoch dem letzteren bedeutend näher, so daß nicht ferne der nördlichen Seite des Orts die Gehänge des ziemlich tief und steil eingefurchten Thales beginnen. Vermöge dieser freien Lage ist die Luft zwar gesund, jedoch etwas rauher als in dem nur eine Stunde entfernt gelegenen Bietigheim, daher auch die Ernte um 6–8 Tage später eintritt als in der nahen Umgegend. Frühlingsfröste schaden häufig den Gewächsen der tiefer oder den Waldungen nahe gelegenen Stellen, dagegen ist ihre Einwirkung auf den Anhöhen weniger nachtheilig, wo in der Nähe des Orts und an den Straßen eine ausgedehnte Obstzucht mit Vortheil getrieben wird, wie denn im Jahr 1852 auf der Markung überhaupt 8000 Kern- und 1800 Steinobstbäume sich befanden. Hagelschlag ist gerade nicht selten und kam namentlich in den Jahren 1831, 1842 und 1850 vor.

Der nicht große, ziemlich unregelmäßig gebaute Ort besteht mit wenigen Ausnahmen aus alten unansehnlichen Gebäuden; die zum Theil engen, steinbeschlagenen Ortsstraßen sind reinlich gehalten und gekandelt. Die Stadt ist vermöge des an sie anschließenden ummauerten Schloßgartens an der Ost- und Nordseite theilweise mit Mauern versehen und an der südlichen Seite lief ein tiefer, stellenweise noch sichtbarer Graben mit Wall, während die Westseite offen war. Sie hatte zwei Thore, das Sersheimer (Kolbenthor) und das Bietigheimer Thor; beide wurden vor etwa vierzig Jahren abgebrochen.

Im südwestlichen Theile des Orts liegt ziemlich erhöht und mit einer Mauer umgeben die Pfarrkirche, zu der von der Hauptstraße eine steinerne Treppe führt; an der nordöstlichen Ecke der Mauer befindet sich ein rundes, mit einem Zeltdach versehenes Thürmchen, das gegenwärtig als Gemeindegefängniß benützt wird. Die Kirche selbst, deren Langhaus mit Ausnahme der westlichen Giebelseite

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Vaihingen. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 145. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAVaihingen0145.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)