Seite:OAVaihingen0146.jpg

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stylwidrig modernisirt ist, hat einen bis zum Kreuz massiven Thurm, dessen unterstes Stockwerk die Stelle des Chors vertritt, von dem der dreiseitige Schluß über den Leib des Thurms hervorragt, dieser Thurm, so wie das mit Strebepfeilern versehene Chor sind unverändert geblieben und erinnern noch an die ursprüngliche germanische Bauweise der Kirche; an einem der Strebepfeiler steht anno dom. 1484, ohne Zweifel das Jahr, in welchem die Kirche vollendet wurde, deren Baulast der Stiftungspflege obliegt. Auf dem Thurme, von dessen Kranz man eine nicht weit gedehnte aber liebliche Aussicht genießt, hängen drei Glocken, welche sämmtlich in der Mitte des 16. Jahrhunderts gegossen wurden. Das mit einer gewölbten hölzernen Decke versehene und durch schlecht bemalte Emporen verdüsterte Innere der Kirche enthält eine hölzerne Gedenktafel mit dem Wappen der Herren von Sachsenheim und der Umschrift „anno dom. 1508 starb der edel und fest Junkher von Sachsenheim etc.“; und in einer mit einem Netzgewölbe versehenen Seitenkapelle einen aus Stein gearbeiteten geharnischten Ritter auf einem Hund stehend, mit der Umschrift „anno dom. 1560 starb der edel und fest Juncker Renhart von Sachsenheim etc., neben ihm seine Frau Anna Margret von Sachsenheim † 1556“. Vom Schiff führt ein spitzbogiger Triumphbogen in das mit einem Netzgewölbe versehene Chor, dessen Schlußsteine von Westen nach Osten folgende Figuren enthalten: 1) das württemberg’sche und das sachsenheim’sche Wappen, 2) einen Bischof, 3) Ecce homo und 4) Maria mit dem Jesuskinde. Überdieß stehen noch im Chor zwei steinerne Grabdenkmale der Herren von Sachsenheim, der eine von 1559, der andere von 1568. Unter dem Chor befindet sich die Gruft der Herren von Sachsenheim.

Der außerhalb, südlich des Orts gelegene, in neuester Zeit mit einer Mauer umfriedigte Begräbnißplatz, wurde im Jahr 1835/36 namhaft vergrößert.

Im südöstlichen Theile des Orts liegt das Pfarrhaus, das der Staat im Bau zu erhalten hat, nebst Öconomiegebäuden und Garten.

Zunächst der Kirche steht das 1823 neu erbaute Schulhaus, zugleich die Wohnung des Schulmeisters und Lehrgehilfen, welche an der Volksschule unterrichten. Neben der Schule besteht schon längst eine Industrieschule.

Das Rathhaus ist ein ansehnliches Gebäude mit einem Thürmchen, das eine Glocke und Uhr enthält; in dem Rathzimmer sind zwei gut gemalte Fensterscheiben, Wappen vorstellend, die eine mit der Inschrlft: „Gott allein die Ehr 1589. Herrmann von Janowitz

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Vaihingen. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 146. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAVaihingen0146.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)