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Glocke auf dem First entspricht seiner Bestimmung; auch hat die Gemeinde mit einem Aufwand von 600 fl. im Jahr 1838 ein öffentliches Backhaus erbaut. Die vormals herrschaftliche Zehentscheuer ging im Jahr 1853 in Privathände über.

Gutes Trinkwasser liefern ein laufender, drei Pump- und drei Ziehbrunnen, außer welchen in neuerer Zeit zwei weitere Brunnen, einer von der Gemeinde, der andere von dem Gutsherrn angelegt wurde, damit einem Wassermangel wenigstens in so weit begegnet würde, daß nur noch in ganz trockenen Jahrgängen Wasser zum Viehtränken von Rieth beigeführt werden darf. In dem Orte befinden sich zwei Wetten, von denen eine zum Schloß gehörige mit Pappeln freundlich umpflanzt ist. Von periodisch fließenden Quellen (Hungerbrunnen) ist eine auf dem Grindwasen, die andere in den Wiesen vorhanden.

Die Einwohner sind gesunde Leute von etwas untersetzter Gestalt, bei denen epidemische Krankheiten seit langer Zeit nicht vorkamen; mit großem Fleiß verbinden sie Eingezogenheit und Sparsamkeit, so daß von den meisten das Wirthshaus höchst selten besucht wird. Was ihre öconomischen Verhältnisse betrifft, so ist bei einer durchschnittlich auf 1/2 bis 1/4 Morg. gehenden Zerstücklung des Grundeigenthums der gewöhnliche Güterbesitz eines Einzelnen 12 bis 15 Morgen; der größte Güterbesitz mit Ausnahme des grundherrlichen Gutes beträgt 100 Morgen; übrigens nimmt man in neuerer Zeit darauf Rücksicht, die kleineren Grundstücke wieder in größere zu vereinigen. Während bei den Besitzenden Feldbau und Viehzucht die Haupterwerbsquellen bilden, findet die ärmere Klasse das ganze Jahr hindurch viele Gelegenheit, durch Taglohnarbeiten bei der Gutsherrschaft ihr Auskommen zu sichern.

Auf der Markung befinden sich vier Muschelkalksteinbrüche. Die mittelgroße Markung, von der nur ein kleiner Theil mit Wald bestockt ist, bildet eine wellige, leicht zu bebauende Hochebene; übrigens besitzen die Einwohner von Hochdorf noch über 200 Morgen Güter auf angrenzenden Markungen, besonders auf der von Enzweihingen.

Die Landwirthschaft steht auf einer blühenden Stufe, wozu neben dem Fleiße der Einwohner nicht nur der im Allgemeinen sehr fruchtbare Boden, sondern auch das Beispiel der vortrefflichen Bewirthschaftung des gutsherrlichen Besitzthums wesentlich beitragen. Der Boden besteht größtentheils aus Diluviallehm, der von der Lettenkohlengruppe, zuweilen auch von dem Hauptmuschelkalk unterlagert wird; auf der sog. Hegenau kommt ein naßkalter Boden vor,

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Vaihingen. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 159. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAVaihingen0159.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)