Seite:OAVaihingen0164.jpg

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ablenken. Die Lage des weithin sichtbaren Orts ist äußerst freundlich und erlaubt eine ausgedehnte, sehr anziehende Aussicht. Das Auge überblickt hier nicht nur einen großen Theil des weit gedehnten, fruchtbaren, mit stattlichen Ortschaften reich bedeckten Flachlandes, sondern auch die Höhenzüge des Schönbuchs, des Schur- und des Welzheimer-Waldes, während im fernen Hintergrunde ein blauer Streifen der Alp das Panorama schließt. Auch die zunächst liegenden Partien, wie der waldreiche Stromberg und das in denselben tief eingeschnittene anmuthige Kirrbachthal, gewähren einen äußerst schönen Anblick und rufen einen überraschenden Gegensatz mit der übrigen flachen Fruchtgegend hervor. So anziehend und reizend die nächste Umgebung wie die Aussicht von Hohen-Haslach ist, so sehr contrastirt dann das Innere des Orts, dem man an seinen geringen Wohnungen die Armuth der Einwohner ansieht. Auch die Pfarrkirche, mit ihrem viereckigen, durch ein plattgedrücktes Zeltdach auf hölzernem Stockwerk gedeckten, äußerst geschmacklosen Thurm, stimmt mit dem Aussehen des Dorfs überein und hilft den minder günstigen Eindruck desselben vermehren. Das über dem Eingang mit der Jahrszahl 1566 versehene Langhaus der Kirche ist im Jahr 1792 styllos erneuert und erweitert worden. An der Südostseite des Thurms, über dem, wie es scheint, später eingebrochenen Eingange ist das Wappen von Hohen-Haslach und die Jahrszahl 1599 angebracht. In der schmucklosen, mit überaus schlecht bemalten Emporen versehenen Kirche, steht an der südlichen Wand ein Grabdenkmal, welches eine Frau in alter Tracht vorstellt, mit der Umschrift „anno dom. 1576 den 14 Februar – – – Stromberg nachgelassene Wittwe zu Bronberg etc.“ Von dem Langhause führt ein schön gehaltener Triumphbogen in das untere, mit einem Kreuzgewölbe versehene Stockwerk des Thurms, welches die Stelle des Chors vertritt.

Die Baulast an der Kirche hat die Stiftungspflege (bei größeren Bauwesen zu 2/3 die Gemeinde), an dem Thurme aber die K. Hofdomänenkammer.

Der mit einer Mauer umfriedigte Begräbnißplatz, auf den auch die Verstorbenen von Mittel- und Nieder-Haslach wie von Rechentshofen beerdigt werden, liegt außerhalb des Orts an der Straße nach Mittel-Haslach.

In der Nähe der Kirche steht das im Jahr 1835 erneuerte, gelb getünchte Pfarrhaus nebst einem Öconomiegebäude und Hofraum; der Pfarrgarten aber liegt bei dem früheren Pfarrhause, das im Jahr 1785 verkauft wurde. Die Unterhaltung der Pfarrgebäude steht der K. Hofdomänenkammer zu.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Vaihingen. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 164. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAVaihingen0164.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)