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Getreidefrüchte und Brachgewächse ein namhafter Repsbau (auf etwa 40 Morgen) getrieben; überdieß sind 4 Morgen mit Hopfen angelegt, die bis jetzt einen sehr guten Ertrag lieferten. Von großer Bedeutung ist die Obstzucht, indem nicht allein gegen 2000 Kernobststämme (meist Mostsorten, theilweise Tafelobst), sondern auch etwa 2600 Zwetschgenbäume auf dem Gute stehen, die in günstigen Jahren einen reichlichen Ertrag abwerfen und einen sehr nahmhaften Verkauf nach Außen zulassen.

Die Pächter halten einen Rindviehstand von 120 Stücken (gute Landrace), dessen Milcherzeugniß, über Abzug des Hausverbrauchs, zu Käse bereitet wird, der in der Umgegend Absatz findet. Außer der Käserei sind noch weitere einen umsichtigen landwirthschaftlichen Betrieb bedingende Einrichtungen, als eine vorzüglich eingerichtete Branntweinbrennerei, Obstdörre, Mostkelter etc. vorhanden; auch unterhalten die Gutspächter ihre eigenen Handwerksleute, Schmid, Wagner etc.

Belrein von Eselsberg gründete mit Zustimmung seiner Gattin Agnes und seiner Kinder den 30. Juli 1240 bei Rechentshofen ein Kloster, ursprünglich Mariäkron (Corona St. Mariae) genannt. Der Speirer Domherr und Pfarrer in Sachsenheim, Albert von Lomersheim, sein Verwandter, im Jahr 1245 und Berthold von Weissenstein im Jahr 1255 beförderten die Stiftung durch Schenkungen. Auch die Grafen von Vaihingen unterstützten sie so ansehnlich, daß sie sich selbst auch Stifter nannten, wählten das Kloster zum Erbbegräbniß und übernahmen dessen Schirmvogtei. Von benachbarten Adeligen waren unter Anderen die von Enzberg, die von Riexingen, die Göler und besonders die von Sachsenheim wohlthätig gegen das Kloster. Geistliche Väter und Visitatoren desselben waren die Äbte von Maulbronn, welche namentlich alle Ämter des Klosters zu besetzen und zu entsetzen hatten (Urk. v. 3. Dez. 1342 bei Schannat Sammlg. alter hist. Schriften 149). Die Schirmvogtei über dasselbe ging durch Vermächtniß Graf Heinrichs von Vaihingen vom 26. Sept. 1356 an Württemberg über. Im Jahr 1485 versuchte man das Kloster mit dem Kloster Kirchbach zu vereinigen, was aber mißlang.

Als Äbtissinnen sind bekannt: Bertrade 1284. 1295, Petrissa 1305, Irmengard 1316, Willebirg 1323. 1324, Elisabeth 1334, Gerhus 1360, Gertrud von Staffort 1374, Paula von Sachsenheim 1376. 1393, Irmendrut von Sachsenheim 1379 bis 1393, Kunigund von Sachsenheim 1404. 1409, Uta von Riexingen 1428–1436, Margareth von Bettendorf 1457–1478, Katharine von Münchingen 1480–1488, Magdalene von Kettenheim 1497

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Vaihingen. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 173. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAVaihingen0173.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)