Seite:OAVaihingen0175.jpg

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Orts stehenden, abgegangen sind; ebenso sind die Mauern, an die größtentheils Häuser angebaut wurden, beinahe ganz verschwunden, dagegen ist der Graben noch ringsum sichtbar. Der ehemals wohlgeschlossene Ort hatte drei Thore, das Mühlthor, das obere und das untere Thor; über denselben erhoben sich massive viereckige Thürme, welche zu Anfang des gegenwärtigen Jahrhunderts nebst den Thoren abgebrochen wurden. Über dem Mühlthor war ein altes, noch aus der Grafenzeit stammendes württ. Wappen angebracht, das nun in ein nahe der Brücke stehendes Haus eingemauert ist. An der Stelle der ehemaligen Thore führen über den Stadt- oder Fischgraben steinerne Brücken, welche ohne Zweifel früher Zugbrücken waren und zur Befestigung des Orts beitrugen; überdieß gehen steinerne Brücken über die Metter bei dem ehemaligen Mühlthor und an der Vicinalstraße nach Gündelbach; eine hölzerne Brücke führt unterhalb des Orts in der Nähe des Schafhauses über die Metter. Außer der, von dem oberen zu dem untern Thor führenden Hauptstraße sind die Ortsstraßen meist enge, übrigens gut gehalten und gekandelt; die größtentheils alten Gebäude haben häufig einen starken, eichenen Holzbau, besonders zeichnet sich in dieser Beziehung das beinahe in der Mitte des Orts stehende Rathhaus aus, ein altes, ehrwürdiges, theilweise mit Holzschnitzarbeiten verziertes Gebäude, das nach alter Sitte eine eigene Küche und einen Tanzplatz hatte.

Auf einem freien Platze, östlich des Rathhauses, dem ehemaligen Gottesacker, steht die Pfarrkirche, deren mit der Jahrzahl 1596 versehenes Langhaus styllos erneuert ist, während der untere Theil des 170′ hohen Thurms noch germanische, in den Bogentheilen gefüllte Fenster enthält; gegen oben geht derselbe in ein später aufgebautes, modernes Achteck über, auf dem ein schlankes, spitzes, mit Schiefer gedecktes Zeltdach sitzt. An der Ostseite des Thurms steht der dreiseitige, mit germanischen Fenstern und Strebepfeilern versehene Chorschluß hervor. Das flachgedeckte Innere der Kirche ist durch Emporen etc. verdunkelt und zeigt nichts Bemerkenswerthes, als ein altes, aus Stein gehauenes Wappen (zwei abwärts gekreuzte Schwerter in dem Schilde) und ein aus Holz gut geschnittenes, durch neueren Anstrich entstelltes Bild des Gekreuzigten. Den ziemlich verdunkelten mit einem schönen Kreuzgewölbe überdeckten Chor zieren gut geschnittene, sehr alte Chorstühle. Die Unterhaltung des Langhauses hat die K. Hofdomänenkammer, die des Chors und Thurmes aber die Stiftungspflege zu bestreiten. Der Begräbnißplatz liegt außerhalb an der Ostseite des Orts.

Das ebenfalls von der K. Hofdomänenkammer zu erhaltende

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Vaihingen. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 175. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAVaihingen0175.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)