Seite:OAVaihingen0176.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

modern und massiv erbaute Pfarrhaus befindet sich in sehr gutem Zustande.

In dem südwestlichen Theile des Orts wurde im Jahr 1824 ein Schulhaus mit einem Gemeindeaufwand von 5000 fl. neu erbaut, welches außer den Schulgelassen die Wohnungen des Lehrerpersonals, Schulmeisters, Unterlehrers und Lehrgehilfen enthält. Eine Industrieschule ist vor 12 Jahren errichtet worden.

Neben zwei Gemeindebackhäusern, das eine 1837–38, das andere 1844 erbaut, ist auch ein öffentliches Waschhaus vorhanden, das 1809–10 vor dem Mühlthor hergestellt wurde.

Von den zwei ehemaligen hofkammerlichen Keltern kam die eine in Folge der im Jahr 1851 vorgenommenen Zehntablösung an die Gemeinde; die zweite nebst der Zehntscheuer wurde an Privaten verkauft. Außerhalb des Orts steht an der Metter das ansehnliche Gemeindeschafhaus.

In Horrheim wurde geboren als Sohn des hiesigen Stadtvogts den 8. Dez. 1700 Jerem. Fried. Reuß. Derselbe studirte Theologie in Tübingen, wurde auf Empfehlung des Grafen Zinzendorf 1732 deutscher Hofprediger und Professor der Theologie in Kopenhagen, 1749 Oberconsistorialrath und Generalsuperintendent der Herzogthümer Schleswig und Holstein zu Rendsburg, 1757 Professor der Theologie, Kanzler und Probst in Tübingen, wo er den 6. März 1777 starb. Er machte sich als gelehrter Theologe und Verfasser vieler, besonders akademischer, streng orthodoxer Schriften berühmt. (Sein Leben von Jöns Möller in Falks staatsbürgerlichem Magazin Bd. 10. 1831 S. 403–458; seine Schriften sind verzeichnet bei Meusel Lexikon verst. Schriftsteller 11, 236–240.)

Unter den im Allgemeinen fleißigen Einwohnern trifft man in neuerer Zeit ziemlich viel Sparsamkeit und Ordnung; ihre Haupterwerbsquellen bestehen in Ackerbau, Viehzucht und Weinbau. Bei den meist geringen Vermögensumständen beträgt der größte Güterbesitz 95 Morgen, der allgemeinste aber nur 5–6 Morgen, während die Mehrzahl der Parzellen blos 11/2 Viertel bis 1/2 Morgen groß ist.

Der Ort ist mit gutem Trinkwasser, das neun Pumpbrunnen liefern, hinreichend versehen, auch befinden sich auf der Markung mehrere gute Brunnen, von welchen der nördlich vom Ort in den Weinbergen gelegene Botenbrunnen und der zunächst der Schleifmühle befindliche tiefe Kessel die bedeutendsten sind. Ganz nahe am Ort fließt die Metter vorüber, die 1/2 Stunde südwestlich den Steinbach aufnimmt. Letzterer war früher in zwei Weihern (obere

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Vaihingen. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 176. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAVaihingen0176.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)