Seite:OAVaihingen0184.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

entwickelte und in der jetzigen Kirche eine Polizeianstalt erblickend – ein ergreifender Prediger – Haupt einer neuen Secte wurde. Im Jahr 1803 zog er mit Anhängern nach Amerika, wo er, der erste in seiner Art, mit Hilfe des religiösen Bandes den Communismus in seiner Gemeinde mit vielem Geschick durchführte und die von ihm geordneten Ansiedelungen zu wahren Musterwirthschaften machte. Er gründete im Staat Pennsilvanien die Stadt „Harmonie“, darauf in Indiana „Neu-Harmonie“, zuletzt wieder in Pennsilvanien „Oeconomie“, in welch’ letzterer bewunderungswürdigen Ansiedelung er im Alter von 90 Jahren noch rüstig und geisteshell – eine wunderbare Erscheinung – den 7. Aug. 1847 verstarb (vergl. Löher Gesch. und Zustände der Deutschen in Amerika 258–269). Der schon erwähnte Joh. Huber war der Sohn eines hiesigen Heiligenpflegers und als mittelloser Schusterjunge auf die Wanderschaft gegangen; durch Fleiß und Geschicklichkeit sich auszeichnend, erwarb er in Frankreich ein sehr bedeutendes Vermögen und gründete ein kaufmännisches Geschäft in Honfleur im Departement Calvados, wo er auch starb. Huber zeigte sich immer sehr anhänglich an seinen Geburtsort, unterstützte seine Anverwandten mit beträchtlichen Summen, ließ im Jahr 1842 am Westende des Orts ein geräumiges Armenhaus mit einem Aufwand von 4675 fl. erbauen, und in demselben Jahr den östlich vom Ort gelegenen Thalabhang mit 1500 Obstbäumen auspflanzen, welchem Berge der Name Johannes Hubersberg beigelegt ist. Ferner stiftete er ein Kapital von 3200 fl., von dessen Zinsen alljährlich für die Ortsarmen 100 fl. und für Schulbücher und Prämien 50 fl. verwendet werden; auch ist von ihm eine weitere Stiftung von 500 fl. für den Gesangverein vorhanden. Die Ortskirche hat Huber außer der Orgel (s. oben) mit wertvollen Nachtmahl- und Taufgefäßen beschenkt. In Anerkennung dieser wohlthätigen nützlichen Stiftungen wurde demselben im Jahr 1842 von dem König der Orden der württ. Krone (womit Personal-Adel verbunden ist) verliehen.

Im Allgemeinen sind die Einwohner von Iptingen schöne, kräftige Leute, fleißig, sparsam und befinden sich in ziemlich befriedigenden Vermögensumständen. Was die Religionsverhältnisse betrifft, so bekennen sich etwa 40 Personen zu einer besondern, dem Separatismus sich nähernden Secte, sie weichen zwar von den gottesdienstlichen Einrichtungen ab, dürfen aber im Allgemeinen zu den ruhigen, geordneten Bürgern des Orts gezählt werden. Die Haupterwerbsquellen der Einwohner bestehen in Feldbau und Viehzucht; der Weinbau ist untergeordnet.

Die ziemlich große Markung besteht, mit Ausnahme des tief

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Vaihingen. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 184. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAVaihingen0184.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)