Seite:OAVaihingen0193.jpg

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erzeugt. Dieser in seiner Verlängerung im Rücken des Dorfs vorüberziehende Steilabhang gewährt dem ohnehin sehr sommerlich gelegenen Ort Schutz gegen Nord- und Westwinde, und trägt viel zu dessen überaus milder und fruchtbarer Lage bei. Die mittelmäßigen Gebäude, meist mit steinernen Unterstöcken versehen, sind freundlich ländlich aussehend und lagern sich, ziemlich enge aneinander gereiht, an den reinlich gehaltenen, durchgängig gekandelten Ortsstraßen, von denen die zweckmäßig angelegten Düngerstätten meist entfernt und in die Hofräume verlegt sind.

Die Unterhaltung der noch Spuren germanischer Bauweise zeigenden Pfarrkirche, liegt der Stiftungspflege ob; über dem Eingang an der westlichen Giebelseite findet sich das Wappen der Freiherrn v. Thumb-Neuburg und eine Inschrift mit der Jahreszahl 1459; über einem Eingang an der Langseite steht 1526, und über zwei Fenstern sind die Jahrszahlen 1759 und 1772. An der Außenseite der Kirche ist ein wahrscheinlich aus der romanischen Bauperiode stammender Schlußstein mit einem Christuskopf eingemauert. Aus dem rundbogigen Triumphbogen, der von dem Langhaus in das untere Stockwerk des sehr alten Thurmes führt, in Verbindung mit den angegebenen Jahreszahlen, läßt sich schließen, daß die Kirche ursprünglich im romanischen Style erbaut war, im Jahr 1458 im germanischen Style erneuert, im Jahr 1526 in demselben Style vergrößert, und in den übrigen Jahren styllos verändert wurde.

Das düstere Innere der Kirche enthält einige ältere Grabdenkmale früherer Besitzer des Ortes, ein paar Thumbische, namentlich des Freih. Hans Schweikard von Thumb († 1562), ferner das des Freih. Johannes von Hohenfeld († 1684), des Freih. Ludwig Friedrich von Stein († 1774).

Das untere Stockwerk des viereckigen, mit spitzem Zeltdach versehenen Thurms vertritt die Stelle des Chors; dasselbe deckt ein Kreuzgewölbe, auf dessen Schlußstein das Wappen der Herren von Thumb gemalt ist. Die Gewölbegurten gehen von Consolen aus, welche Wappenschilde vorstellen (v. Thumb, von Kaltenthal etc.). Bemerkenswerth ist die hölzerne in die Sacristey führende Thüre, in welche ein altes Wappen und Inschrift „Sacrificium justicie“ in Mönchsschrift eingeschnitten ist. Die Kirche war ursprünglich fest, und ist gegenwärtig noch mit starken Mauern umgeben.

Der Begräbnißplatz liegt außerhalb (südöstlich) vom Ort.

Das Pfarrhaus liegt sehr angenehm an der Enz, mit freier Aussicht in das Thal und die beiden über den Fluß führenden Brücken. Das ansehnliche und geräumige Schulhaus, das auch die Wohngelasse der Lehrer enthält, hat die Gemeinde im Jahr 1830

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Vaihingen. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 193. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAVaihingen0193.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)