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mit einem Aufwand von etwa 5000 fl. neu erbauen lassen. An der Volksschule, neben welcher seit 1838 auch eine Industrieschule besteht, ist ein Schulmeister mit einem Lehrgehilfen angestellt.

Das alte, schon 1557 erbaute, auf die Kirchhofmauer stoßende Rathhaus befindet sich nicht im besten Zustande. Ferner sind als Gemeinde-Eigenthum eine 1791 erbaute Kelter, ein 1792 erbautes Schafhaus und ein seit 10 Jahren bestehendes Gemeindebackhaus vorhanden.

Das sehr ansehnliche, dreistockige, massiv erbaute Schloß, jetzt dem Particulier Grab von Pforzheim gehörig, hat auf den beiden Ecken der Ostseite runde Thürmchen, die bis über das Dach hinaufreichen, und überdieß an der Nordseite ein weiteres Thürmchen, das die zu den Gelassen des Schlosses führende Wendeltreppe enthält; über dem Eingang in das letztere steht die Jahrszahl 1566. An der Südseite des Gebäudes sind zwei Wappen, das der Herren v. Thumb und das der Herren v. Kaltenthal, mit der gleichen Jahrszahl, welche die Zeit der Erbauung des Schlosses (durch Friedrich Thumb von Neuburg) angibt. An einem gegenüber stehenden Öconomiegebäude befinden sich die gleichen Wappen und die Jahrszahl 1562. Das Schloß ist, nebst den dazu gehörigen ansehnlichen Öconomiegebäuden, dem Hofraum und Schloßgarten, mit einer festen Mauer umfriedigt.

Das noch im Besitz der K. Oberfinanzkammer befindliche, etwa 100 Morgen große Schloßgut ist an 23 Ortsbürger lebenslänglich verpachtet.

Gutes Trinkwasser liefern vier öffentliche Pumpbrunnen in hinreichender Menge; ein weiterer Pumpbrunnen befindet sich in dem Schloßhof, der jedoch minder gutes Wasser führt. Überdieß sind außerhalb des Orts, namentlich auf der entgegengesetzten Seite der Enz, mehrere gutes Wasser führende Quellen vorhanden; ein kleiner See befindet sich 1/8 Stunde nördlich vom Ort; und ein drei Morgen großer See, der in dem Gemeindewald „auf der Platte“ lag, ist seit vier Jahren trocken gelegt. Die öfters austretende Enz wird dem tiefer gelegenen Theil des Orts zuweilen gefährlich, dieselbe dient aber auch dem Gewerbe, indem sie im Ort eine Mühle mit vier Mahlgängen, einen Gerbgang nebst Schwengmühle, und auf der entgegengesetzten Seite eine Sägmühle, Ölmühle und Hanfreibe in Bewegung setzt.

Auch die auf dem Fluß stattfindende Flößerei bringt dem Ort einigen Erwerb, insofern die Flößer häufig daselbst Halt machen und übernachten. Außer den angeführten Gewerben und den vorhandenen drei Schildwirthschaften und zwei Krämern sind im Ort

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Vaihingen. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 194. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAVaihingen0194.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)