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Die Reformation scheint um’s Jahr 1567 eingeführt worden zu sein.

Vor 1785 erhielt Mühlhausen seine Geistlichen von der Herrschaft Württemberg, doch hatten die Freiherrn von Stein das Bestätigungsrecht. Seit 1785 hat Württemberg sowohl das Nominations-, als auch das Confirmationsrecht. Ein Vorrecht der Gemeinde, von drei vorgeschlagenen Candidaten zwei verwerfen zu dürfen, wurde im Jahr 1808 aufgehoben.

Gefällberechtigt waren zur Zeit der Ablösungs-Gesetze von 1848/49 und erhielten in Folge der Vollziehung derselben an Ablösungs-Capitalien für Zehnten die Finanz-Verwaltung 16.076 fl. 51 kr., die Ortspfarrei 5600 fl.; für andere Gefälle die Finanz-Verwaltung 1489 fl. 13 kr., und die Pfarrei 2106 fl. 57 kr.


Nußdorf,
Gemeinde III. Kl. mit 992 Einw., wor. 1 Kath. – Ev. Pfarrei; die Kath. sind nach Hohen-Asberg eingepfarrt.

Zwischen den Thälern des Kreuzbaches und des Strudelbaches liegt hoch (1247,5 w. F. über dem Meere) der weithin sichtbare große Ort, der mit seinen beiden Kirchen und dem am südlichen Ortsende gelegenen Schloß eine malerische Ansicht darbietet. Vermöge dieser hohen freien Lage ist das Klima etwas rauher als in den tieferen Gegenden des Bezirks, daher auch die Ernte um etwa acht Tage später eintritt, als in dem nur 5/4 Stunden nordöstlich gelegenen Vaihingen; dagegen zeigt auf dieser den Frühlingsfrösten und kalten Nebeln weniger ausgesetzten Höhe das Obst ein besseres Gedeihen als in den Thälern, überhaupt ist die Umgegend sehr fruchtbar, und außer den gewöhnlichen Culturgewächsen kommen feinere Obstsorten, Welschkorn, Gurken, Bohnen und die Rebe noch fort. Hagelschlag gehört zu den Seltenheiten, indem nicht nur der Ort selbst, sondern auch die östlich gelegene Hochschaid, Wetterscheiden bilden.

Das freundliche, ziemlich regelmäßig angelegte Dorf ist an einen leicht geneigten nördlichen Abhang hingebaut, und nur das Schloß wie die Gottesackerkirche zum heil. Kreuz stehen ganz auf der Anhöhe; die Ortsstraßen sind gekandelt und reinlich gehalten, wie überhaupt in neuerer Zeit unter der Verwaltung des dermaligen Schultheißen Vieles für die Verschönerung des Dorfs gethan wird, namentlich wurden im Jahr 1853 mehrere vor der Pfarrkirche

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Vaihingen. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 200. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAVaihingen0200.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)