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Chor befindet sich die Gruft der gräflichen (vergl. Rieth) und freiherrlichen Familien v. Reischach; von den auf dem Boden angebrachten Grabdenkmalen ist das eines Hans, Jacob v. Reischach, † 1591 (einen Ritter, der auf einem Löwen kniet, vorstellend) besonders bemerkenswerth. Um diese Kirche liegt der Begräbnißplatz, welcher gegenwärtig auf Kosten der Gemeinde mit einer neuen Mauer und einem im germanischen Geschmack gehaltenen Eingang versehen wird.

Zunächst der vorbeschriebenen Pfarrkirche stehen das von Seiten des Staats gut erhaltene Pfarrhaus, das 1808 von der Gemeinde erbaute und 1834 verbesserte Schulhaus und das Rathhaus.

Ein Gemeindebackhaus wurde im Jahr 1836 in dem unteren Stockwerke des Armenhauses eingerichtet, und seit 1810 bestehen zwei öffentliche Waschhäuser; eine früher dem Staat und den Herren v. Reischach gemeinschaftlich gehörige Kelter mit vier Bäumen hat die Gemeinde im Jahr 1835 käuflich an sich gebracht. Auch ist als Gemeindeeigenthum ein Schafhaus vorhanden.

Zur besonderen Zierde dient dem Dorf das den Freiherrn v. Reischach-Nußdorf gehörige Schloß, ein auf der Stelle der ehemaligen Ritterburg erbautes, ansehnliches Gebäude, das aus drei Stockwerken besteht und an dessen nördlicher Seite ein Thürmchen angebracht ist. Zwischen dem Schloß und den südlich stehenden Öconomiegebäuden liegt ein ansehnlicher Hofraum, in dem unter einer schönwüchsigen Linde Tisch und Sitze angebracht sind. An diesen Gebäudecomplex schließt sich der ausgedehnte, mit einer Mauer umfriedigte Schloßgarten.

Gutes Trinkwasser liefern fünf Pumpbrunnen, die übrigens in trockenen Sommern so sehr nachlassen, daß Wasser von Rieth und Iptingen geholt werden muß; auf den Fall von Feuersgefahr und zum Tränken des Viehs sind sechs Wetten angelegt.

Die Einwohner sind schön gewachsene, kräftige Leute, und unterscheiden sich in dieser Beziehung auffallend von den Thalbewohnern. Was ihren Charakter anbelangt, so zeigen sie Ordnungsliebe, Sinn für Religion, und sind als die fleißigsten im ganzen Bezirk bekannt; ihre Vermögensumstände sind daher auch ziemlich befriedigend, indem neben einzelnen Wohlhabenden der sog. Mittelstand vorherscht. Der bedeutendste Güterbesitz beträgt 40 Morgen, der gewöhnliche 8 Morgen, während die Zerstückelung des Grundeigenthums bis auf 1/4 und 1/8 Morgen, und namentlich bei den Baumgärten noch weiter geht. Die Hauptnahrungsquellen der Einwohner sind Feldbau, Viehzucht und Weinbau; einzelne sichern sich ihr Auskommen durch Taglohnarbeiten, während die

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Vaihingen. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 202. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAVaihingen0202.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)