Seite:OAVaihingen0203.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Gewerbe im Ort kaum den nöthigsten Bedürfnissen entsprechen. Etwa 1/2 Stunde nordwestlich vom Ort liegt am Kreuzbach die Sorgenmühle mit drei Mahlgängen und einem Gerbgang, und zunächst derselben eine Ölmühle.

Die ziemlich große Markung besteht, mit Ausnahme der rechten Thalgehänge gegen den Kreuzbach, aus einer welligen Hochebene, und hat im Allgemeinen einen fruchtbaren Diluviallehmboden, dessen Unterlage, die Mergel der Lettenkohlengruppe, zuweilen der Oberfläche sehr nahe kommen und einen etwas naßkalten Thonboden bilden. Die ergiebigsten Güter liegen zunächst am Ort, auf Birkuff, im Fischer und im Traitrog.

Die Landwirthschaft wird mit Umsicht sehr fleißig betrieben; landwirthschaftliche Neuerungen, wie der Brabanter- und Suppinger Pflug, die Walze, einfache Joche, zweckmäßige Düngerstätten mit Gülleneinrichtung etc. sind allgemein geworden, auch wird dem Boden eine kräftige, reichliche Düngung zu Theil, wozu die Laubnutzungen aus den Gemeindewaldungen Vieles beitragen; außer den gewöhnlichen Düngungsmitteln wird der Gyps bei dem Kleebau angewendet und der aus den Wetten ausgeschlagene Schlamm zu Compost benützt. Man baut hauptsächlich Dinkel und Hafer, in geringerer Ausdehnung Gerste, und nur ganz wenig Roggen und Einkorn. In der zu 3/4 angeblümten Brache sieht man, wegen der nicht hinreichenden Wiesen, hauptsächlich auf den Anbau von Futterkräutern (dreiblätterigem Klee und Luzerne); außer diesen baut man viel Hanf, welcher sehr gut gedeiht, Mohn, etwas Winterreps, Welschkorn, Zuckerrüben, und in größerer Ausdehnung Kraut (Spitzkohl). Bei einer Aussaat von 6 Simri Dinkel, 5 Simri Hafer und 2 Simri Einkorn, erhält man per Morgen einen durchschnittlichen Ertrag von 8 Scheffel, in günstigen Jahren und guten Feldern von 12–14 Scheffel Dinkel, 6 Scheffel Hafer und 3–4 Scheffel Gerste. Die höchsten Preise eines Morgens Acker betragen 5–600 fl., die mittleren 250 fl. und die geringsten 40 fl. Dinkel und Hafer wird in großer Ausdehnung theils an Bäcker aus Stuttgart und Ludwigsburg, theils an Händler im Ort abgegesetzt. Bei der nicht bedeutenden Wiesenfläche haben sich viele Bürger auf angrenzenden Markungen (Iptingen, Aurich, Enzweihingen, Rieth, Groß-Glattbach) Wiesen angekauft. Die durchgängig zweimähdigen Wiesen, deren Preise sich von 300–350 fl. bewegen, können größtentheils bewässert werden und ertragen durchschnittlich per Morgen 25 Centner Heu und 8–10 Centner Öhmd. Die sehr beträchtliche Obstzucht wird besonders in der Nähe des Dorfs stark betrieben, so daß dieses wie in einem Obstwäldchen versteckt liegt.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Vaihingen. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 203. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAVaihingen0203.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)