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nimmt in neuerer Zeit bedeutend ab, und epidemische Krankheiten kommen nur selten vor. Feldbau, Viehzucht und Weinbau bilden die Hauptnahrungsquellen, obgleich sich auch viele Ortsangehörige durch Taglohnarbeiten ihr Auskommen zu sichern suchen. Die Gewerbe sind untergeordnet und arbeiten, mit Ausnahme einer am Ort stehenden Mühle, mit vier Mahlgängen und einem Gerbgang, einer Sägmühle, die überdieß einen Mahlgang enthält, nur für den örtlichen Bedarf. Im Ort sind drei Schildwirthschaften, ein Kaufmann und ein Krämer vorhanden. Die Flößerei auf der Enz bringt manchen Verkehr und Verdienst, indem die Flößer häufig hier übernachten und sich zu Wagen wieder in ihre Heimath zurückführen lassen. Was die ökonomischen Verhältnisse der Einwohner betrifft, so herrscht der Mittelstand vor, während etwa 30 Personen Unterstützung aus öffentlichen Kassen erhalten. Der ausgedehnteste Güterbesitz beträgt 80 Morgen, der gewöhnliche 8 Morgen; die Mehrzahl der Parzellen ist 1/2 bis 1 Morgen groß.

Die mittelgroße Markung, in deren südlichem Theile die Stadt liegt, ist, mit Ausnahme der Gehänge gegen das Enz-Thal und einiger Seitenthälchen, ziemlich eben, und hat im Allgemeinen einen fruchtbaren Diluviallehmboden, der in der Richtung gegen Norden leichter, sandiger wird, indem hier die unterlagernde Lettenkohle mehr auf denselben einwirkt; an den Gehängen ist der Boden kalkhaltig, gegen den oberen Rand hin aber nicht selten feinsandig. Die ergiebigsten Felder sind die Quäcker und die Frohnäcker. Das Klima ist mild und schädliche Fröste sind selten; Hagelschlag kam seit dem Jahr 1830 nicht mehr vor.

Die Landwirthschaft steht in gutem Betriebe, indem man mittelst Anwendung verbesserter Ackergeräthschaften, namentlich des allgemein gewordenen Brabanterpflugs, welchen ein Schmied im Ort selbst verfertigt, und durch eine sehr reichliche Düngung dem Boden das Möglichste abzugewinnen sucht. Zum Anbau kommen hauptsächlich Dinkel, Hafer, Gerste und viel Wicken, letztere nicht selten unter Hafer gemengt; in der zu 2/3 angeblümten Brache zieht man außer den gewöhnlichen Brachgewächsen, unter denen die Futterkräuter vorherrschen, Mohn, Sommerreps, Welschkorn, Hanf, und in neuerer Zeit Zuckerrüben; mit Cichorien wurden auf 3–4 Morgen Versuche gemacht, die gut ausfielen. Der durchschnittliche Ertrag wird zu 7–8 Scheffel Dinkel, 6 Scheffel Hafer und 5 Scheffel Gerste per Morgen angegeben. Die höchsten Preise eines Morgens Acker betragen 400 fl., die mittleren 200 fl., und die geringsten 60 fl. Getreide kommt in großer Ausdehnung an Bäcker aus Stuttgart

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Vaihingen. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 210. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAVaihingen0210.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)