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Über das Vermögen der Gemeinde- und der Stiftungspflege s. Tabelle III; an Armenstiftungen sind 1700 fl. vorhanden, deren Zinse zu Brod, Büchern etc. verwendet werden.

Auf Winter-Geislingen, etwa 1/4 Stunde nordwestlich vom Ort, findet man unter der Oberfläche ausgedehnte Grundreste von Gebäuden, einen rund ausgemauerten Brunnen, römische Ziegel, Broncegegenstände etc. (s. den allg. Theil).

In dem 1/4 Stunde südöstlich gelegenen Riether Hölzle befinden sich zwei Grabhügel.

Rieth erscheint, als villa Reoth, erstmals im Jahr 812, in welchem das Kloster Lorsch zwei Jaucherte und ein Baumgut allhier erhielt (Cod. Laur. Nr. 2397). Im 11. Jahrhundert machte das Kloster Hirschau ein Paar Erwerbungen (Cod. Hirsaug. 55b. 68b). Als castrum Rieth ist der Ort im Jahr 1188 unter den Hohenstaufischen Hausgütern verzeichnet (Wirt. Urkundenbuch 2, 256).

Träger des hiesigen Lehens waren am Schluß des 12. Jahrhunderts die von Mönsheim (H. miles dictus de Meinshein sive de Riet. 1277, Mone Zeitschr. 1, 494), späterhin die Röfflin. Den 12. Nov. 1385 verkauften Heinrich und Berthold die Röfflin Gebrüder und Edelknechte an den Grafen Eberhard von Württemberg alle ihre Rechte und Güter an Vogtei, Gericht, Zwängen und Bännen. Ein bedeutender Antheil an Rieth war bereits im Anfang des 15. Jahrhunderts in Händen der Truchsessen von Höfingen; im Jahr 1432 trug Hans Truchseß von Höfingen für Eignung von Zehnten in Illingen seine Besitzungen in Rieth an Württemberg zu Lehen auf, 1452 aber verkaufte sie Burkhard Truchseß von Höfingen als Vormund Ludwigs, Enkels des obigen Truchsessen Hans, an Hans v. Reischach, welcher von Württemberg den 9. März 1453 damit belehnt wurde.

Helena und Anna Maria v. Reischach, welche ihren Vater Hans Michael beerbt hatten, verkauften im Jahr 1620 mit ihren Gemahlen Balthasar v. Frankenberg und Joh. Jak. Reinhard, württ. Canzler, den unteren Theil des Schlosses, und im Jahr 1624 die andere obere Hälfte desselben, beides je um 11.000 fl. an den Herzog Johann Friedrich von Württemberg (Sattler Herzoge 6, 211, Topogr. 252, Scheffer 143. 146). Am 1. Juli 1674 verordnete Herzog Eberhard III. in seinem Codicill, daß sein Schloß Rieth seinem sechsten Prinzen Johann Friedrich (im Zweikampf geblieben 1693) zum Wohnsitz eingerichtet werden solle. Ein Theil dieses an Württemberg gekommenen Antheils an Rieth mit dem Schloß und der niederen Gerichtsbarkeit (die hohe verblieb bei Württemberg), ging an die v. Reischach über, welche denselben noch inne haben.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Vaihingen. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 218. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAVaihingen0218.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)