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Weidach dem Staat, der es verpachtet; in dem übrigen Theil des Flusses steht es Privaten zu.

Allhier ist geboren im Jahr 1752 Gottlieb David Hartmann, Sohn eines Schulmeisters. Er studirte Theologie in Tübingen, trat frühzeitig mit Beifall als Dichter auf, und gab 1773 „Sophron oder über die Bestimmung des Jünglings“ heraus, ein Werk, das ihm Ruhm und Gönner erwarb. Durch Sulzers Empfehlung kam er 1774 als Professor der Philosophie an das akademische Gymnasium zu Mietau, starb aber schon den 5. Nov. 1775.

Die Ortseinwohner, deren Haupterwerbsquellen in Ackerbau, Viehzucht und Weinbau bestehen, sind im Allgemeinen kräftig und gesund; nachdem der früher ziemlich häufige Kretinismus in neuerer Zeit abgenommen hat. Sie verbinden Fleiß und Sparsamkeit mit Ordnungsliebe und Bescheidenheit. Was ihre Vermögensumstände betrifft, so ist etwa der vierte Theil bemittelt; die übrigen meist mittellosen Einwohner suchen sich durch Taglohnarbeiten, namentlich auch in dem nur 3/4 Stunden entfernt gelegenen Vaihingen ihr Auskommen zu sichern. Der größte Güterbesitz beträgt 30–36 Morgen, der gewöhnliche 15–20 Morgen, viele aber besitzen nur einige Morgen. Die meisten Parcellen sind etwa 1/2 Morgen groß. Von Gewerben findet man nur die gewöhnlichen, für das örtliche Bedürfniß arbeitenden Handwerke.

Die Gemeindemarkung ist mit Ausnahme der steilen Gehänge gegen das Enz-Thal ziemlich eben; der im Allgemeinen fruchtbare Boden besteht in der Thalsohle aus rothem Flußsand, dem eine ergiebige Humusdecke zukommt, westlich vom Ort und auf der südlichen Hochebene aus Diluviallehm, während auf der nördlich gelegenen Hochebene, in Folge der hier anstehenden Lettenkohlengruppe der Boden leicht, sandig und weniger ergiebig erscheint. Die Abhänge bestehen gegen oben aus den Verwitterungen des Sandsteines und des Mergels der Lettenkohlengruppe, gegen unten aus denen des Muschelkalks. Auf der Markung befinden sich zwei, Privaten gehörige Lettenkohlensandsteinbrüche, aus denen vortreffliche Werksteine gewonnen werden, welche in der Umgegend Absatz finden und namentlich auch für den Eisenbahnbau benützt wurden. Überdieß sind vier, in Eigenthum der Gemeinde stehende Muschelkalkbrüche vorhanden, die nicht nur Straßenmaterial liefern, sondern auch zum Bauen, besonders für die Weinbergmauern, benützt werden. Eine Lehmgrube ist zunächst am Ort angelegt.

Die Landwirthschaft wird gut betrieben und beschäftigt sich mit dem Anbau von Dinkel, Hafer, Gerste, etwas Einkorn, wenig Roggen, sodann Wicken, Erbsen und Linsen. In der zu 2/3 angeblümten

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Vaihingen. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 222. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAVaihingen0222.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)