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Wellen liefern, wovon jeder Bürger 40–70 Stück erhält; das Oberholz wird verkauft und gewährt der Gemeindekasse einen Erlös von jährlich 1400 fl. Eigentliche, der Gemeinde gehörige Weiden, sind 120 Morgen vorhanden, welche nebst der Brach- und Stoppelweide an einen Pachtschäfer um jährlich 360 fl. verliehen sind; neben dem Pacht trägt die Pferchnutzung noch etwa 500 fl. der Gemeinde ein. Der Ortsschäfer hält 375 Stück feine Bastardschafe, während die Ortsbürger 275 Stück frei einschlagen dürfen. Der Abstoß der Schafe geht nach Canstatt und Heilbronn, die Wolle wird auf dem Kirchheimer Markt verkauft. Eigentliche Pferdezucht besteht nicht, jedoch werden ziemlich viel Zugpferde gehalten. Von namhaftem Belang ist die mit einer rothen und falben Landrace sich beschäftigende Rindviehzucht; dieselbe wird durch vier Farren, welche die Widdum-Gutsbesitzer zu halten haben, nachgezüchtet. Mit Zucht- und Mastvieh wird ein lebhafter Handel auf benachbarten Märkten getrieben. Die Schweinezucht, welche eine besondere Erwerbsquelle der Einwohner bildet, wird in einer Ausdehnung betrieben, die nicht nur einen bedeutenden Verkauf an Ferkeln, sondern auch an gemästeten Schweinen nach Außen zuläßt; die Haltung der Eber liegt ebenfalls den Widdumsbesitzern ob. Ziegen werden nur von Unbemittelten gehalten. Die Bienenzucht wird ziemlich gut betrieben.

Als Gewerbe sind zwei Mühlen, die obere mit zwei Mahlgängen und einem Gerbgang, die untere mit zwei Mahlgängen, einem Gerbgang, einer Gypsmühle und einer Hanfreibe, drei Schildwirthschaften und eine Brauerei zu nennen; die übrigen Gewerbe dienen nur den nöthigsten örtlichen Bedürfnissen.

Durch Vicinalstraßen nach Horrheim, Nieder-Haslach, Groß-Sachsenheim, Ober-Riexingen und Klein-Glattbach, wie durch die Nähe der Eisenbahn und des nur 1/2 Stunde entfernt gelegenen Bahnhofs Sersheim, ist dem Ort sein Verkehr hinreichend gesichert.

Von Brücken sind zwei steinerne, eine an der Straße nach Horrheim, die andere an der Straße nach Ober-Riexingen, und eine hölzerne in der Nähe des Orts über die Metter vorhanden.

Am Hummelberg befindet sich ein Lettenkohlensandsteinbruch, der übrigens wegen des bedeutenden Abraums wieder aufgegeben wurde; dagegen hat die Gemeinde einen Muschelkalksteinbruch erst in neuerer Zeit von der Gemeinde Groß-Sachsenheim gegen 2 Morgen Wald eingetauscht. Auch ist auf der Markung eine Lehmgrube vorhanden, Töpfererde kommt häufig vor.

Der Gemeindehaushalt hat sich unter der umsichtigen und thätigen Leitung des dermaligen Schultheißen Gärttner auf eine

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Vaihingen. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 231. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAVaihingen0231.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)