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der mit Reben bepflanzte Steilabhang gegen die Enz, auf dessen oberem Rande die Ruine Berg liegt, welche zur malerischen Ansicht des Dorfs Vieles beiträgt. Durch den Steilabfall gegen Nordwinde geschützt, während die gegenüberliegenden Flachgehänge den Zutritt der Sonne gestatten, hat der Ort eine gesunde Lage und milde, die Fruchtbarkeit sehr begünstigende klimatische Verhältnisse, daher auch die Rebe, Obstbäume und feinere Gewächse gut gedeihen. Frühlingsfröste schaden selten, und seit 1834 ist kein Hagelschlag mehr vorgekommen.

Beinahe in der Mitte des Orts steht das im Jahr 1845 mit einem Aufwand von 8000 fl. neu erbaute Rathhaus, mit Thürmchen, Glocke und Uhr; in demselben befinden sich auch die Schulgelasse und die Wohnung des Schulmeisters. Die neben der Volksschule bestehende Industrieschule wird alljährlich von Seiten der Centralleitung des Wohlthätigkeitsvereins mit 20 fl. unterstützt. Ein 1844 erbautes Gemeindebackhaus enthält zugleich das Ortsgefängniß. Die massive Kelter, welche nach einer an derselben angebrachten Jahrszahl 1596 erbaut wurde, steht auf Groß-Sachsenheimer Markung zunächst dem Egarten-Hof. Der Begräbnißplatz liegt außerhalb des Orts.

Gutes Trinkwasser liefert ein zweiröhriger Brunnen das ganze Jahr hindurch in hinreichender Menge.

Die im Allgemeinen körperlich kräftigen Einwohner sind fleißig und sparsam, aber meist unbemittelt; der vermöglichste besitzt etwa 20 Morgen, während der gewöhnliche Güterbesitz je 3 Morgen beträgt, in Parcellen von meist 1/2 Morgen groß. Die Einwohner nähren sich vom Feldbau und Viehzucht, besonders aber vom Weinbau und durch Taglohnarbeiten.

Als größeres Gewerbe ist die auf der rechten Seite der Enz als besonderer Wohnsitz gelegene Säg-Mühle nebst Wollenspinnerei und Öl-Mühle zu erwähnen, ein ansehnliches, mit Baumgruppen umgebenes Gebäude, das dem ohnehin freundlichen Enz-Thale zur besonderen Zierde gereicht.

Die nicht große Markung, welche östlich und südlich an Bissingen und Markgröningen, O.A. Ludwigsburg, grenzt, ist ziemlich uneben und hat im Allgemeinen einen fruchtbaren Boden, der auf der Anhöhe und an den leichten Thalgehängen aus Diluviallehm, zuweilen auch aus Thon oder Letten besteht. An den steilen Abhängen ist der Boden kalkhaltig und steinig; im Thale lagert fruchtbarer Alluvialboden.

Bei dem landwirthschaftlichen Betrieb spielt der Ackerbau eine unbedeutende Rolle, indem verhältnißmäßig wenig Ackerfeld vorhanden ist und eine ziemliche Fläche für den Weinbau und die

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Vaihingen. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 235. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAVaihingen0235.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)