Seite:OAVaihingen0239.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

ländliche Wohnungen, und lagern sich, hinter Obstbäumen versteckt, an den wohl unterhaltenen, seit 1840 gekandelten, theilweise abgehobenen und verbreiterten Ortsstraßen. Die beiden, durch die Glems getrennten Ortstheile sind mittelst einer steinernen und einer hölzernen Brücke in Verbindung gesetzt; letztere ließ die Gemeinde im Jahr 1852 an der Stelle des früheren Stegs mit einem Aufwand von 3000 fl. erbauen. Am östlichen Ende des Dorfs steht als eine besondere Zierde des Orts, wie der nächsten Umgegend, das dem Freiherrn von Leutrum-Ertingen gehörige Schloß mit seinen namhaften Nebengebäuden und ausgedehnten, schönen Gartenanlagen, welche das Schloß umgeben und noch eine Strecke weit an den Enzthalgehängen fortziehen. Das Schloß, im Styl des vorigen Jahrhunderts erbaut, enthält drei Stockwerke und lehnt sich mit einem seiner Seitenflügel an einen alten viereckigen Thurm, den Rest einer früheren Ritterburg, außer welchem auch im Inneren und Äußeren der Flügelgebäude noch Manches an die Architektur des Mittelalters erinnert. Der Thurm, dessen Höhe 92’ beträgt, ist ganz massiv und an den Ecken aus Bossagen erbaut. Die Mauern desselben haben in den unteren Theilen eine Dicke von 10’, und verjüngen sich gegen oben, so daß sie auf der Zinne nur noch 3’ betragen. Der Thurm hatte nie einen steinernen Einbau, sondern war ein sog. Mantel, in seinem Inneren mit hölzernen Böden und Leitern versehen; seine gegenwärtigen Treppen, durch die er wieder zugänglich gemacht wurde, verdankt er dem im Jahr 1852 verstorbenen Freiherrn Carl Friedrich Ludwig v. Leutrum. Mit Ausnahme des obersten mit Fenstern versehenen Stockwerks hat er nur Schußscharten. Von der Zinne, aus der eine Tanne malerisch emporwächst, genießt man eine sehr freundliche Aussicht in das Enzthal und über die Hochebene hinweg bis nach Nußdorf.

Auf der linken Seite der Glems, beinahe am westlichen Ende des Dorfs, steht die Pfarrkirche, deren Langhaus, laut einer über dem Haupteingang angebrachten Inschrift, 1628 erweitert wurde; an der südlichen Seite desselben befinden sich noch germanische, in den Bogentheilen gefüllte Fenster, während die nördliche, im Widerspruch mit dem übrigen Gebäude, geradlinige, zum Theil ovale Lichtöffnungen hat. An der Ostseite steht der viereckige, mit einem Zeltdach versehene Thurm, dessen unterstes Stockwerk die Stelle des Chors vertritt. Von den zwei Thurmglocken ist eine 1700, die andere 1840 gegossen worden.

Etwa 1/8 Stunde südwestlich von Unter-Riexingen steht auf einer freundlichen Anhöhe zwischen dem Enz- und dem Glems-Thale eine zweite Kirche zu unserer lieben Frauen, zu der früher eifrig

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Vaihingen. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 239. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAVaihingen0239.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)