Seite:OAVaihingen0248.jpg

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an demselben befindet sich 20 Fuß über der Erdfläche der rundbogige Eingang, während der zu ebener Erde angebrachte, nur zu dem unteren, gegenwärtig als Keller benutzten Stockwerke führt. Der Thurm trägt das Gepräge eines sehr hohen Alters, das unzweifelhaft in die Zeit der Erbauung der ursprünglichen Kirche hinaufreicht. Um die Kirche sind kleine, auf die Kirchhofmauer stoßende Gebäude angelegt, unter denen sehr alte Kellergewölbe, vom Volke „Gaden“ (d. i. Vorrathskammern), genannt, sich befinden, welche von den Bewohnern des in der Ebene gelegenen Ortstheiles benützt werden, indem daselbst wegen des zudringenden Wassers keine Keller angelegt werden können. Einige Schritte westlich der Kirche steht ein uraltes, steinernes Gebäude, das sog. Herrenhaus, mit rundbogigem Eingange; dasselbe stößt ebenfalls auf die Kirchhofmauer, und stand mit dieser in engster Verbindung, indem von dem Herrenhaus ein Ausgang auf den Umlauf der Kirchhofmauer führte. Um diesen Gebäudecomplex (Kirche, Thurm, Herrenhaus und die kleinen mit Kellern versehenen Gebäude) lief eine starke, theilweise noch erhaltene Mauer mit Zwinger, so daß das Ganze ein merkwürdig erhaltenes Bild eines wohlbefestigten Kirchhofes liefert. Die Baulast der Kirche liegt der Stiftungspflege, die des Thurms der Gemeinde ob.

Statt des früheren Begräbnißplatzes, welcher unfern nördlich der Kirche liegt, wurde im Jahr 1837 ein anderer mit einem Gemeindeaufwand von 2433 fl. an einen Bergabhang nordöstlich vom Ort verlegt.

Das vom Staat zu unterhaltende, vor etwa 30 Jahren namhaft verbesserte Pfarrhaus steht der Kirche gegenüber an der Hauptstraße des Orts und bildet mit dem Hofraume, den dazu gehörigen Öconomiegebäuden etc. einen wohlgeschlossenen, gut erhaltenen Pfarrsitz.

Das bei der Kirche schön gelegene, sehr ansehnliche, dreistockige Schulhaus, welches zugleich die Wohngelasse des Lehrerpersonals enthält, wurde im Jahr 1841 mit einem Gemeindeaufwande von 8000 fl. neu erbaut. Neben der Volksschule, an welcher ein Schulmeister, ein Unterlehrer und ein Lehrgehülfe angestellt sind, besteht auch eine Industrieschule.

Das sehr geräumige Rathhaus, wesches nach dem Brande von 1791 neu erbaut wurde, befindet sich in gutem Zustande. In eine Fensterscheibe desselben ist ein von dem früheren Rathhause herstammendes, gut ausgeführtes Glasgemälde eingelassen; es stellt ein Wappen vor, zu dessen Seiten ein Mann und eine Frau in

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Vaihingen. Eduard Hallberger, Stuttgart 1856, Seite 248. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAVaihingen0248.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)