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Remsthal durch einige Correktionen des Flußbettes bei Beinstein die Überschwemmungen weniger verheerend geworden sind, auch in den meisten Orten durch verbesserte Wasserleitungen besseres Trinkwasser als früher hergestellt wird. Die Skropheln sind besonders in den 2 Städten häufig und wohl auch zum Theil Folge der ärmlichen Wohnungen und Lebensweise.

Von Epidemien ist außer den gewöhnlichen Kinderkrankheiten, Masern, Scharlach und Keuchhusten hauptsächlich das nervöse Schleimfieber anzuführen, welches im Verlauf der letzten 20 Jahre an manchen Orten schon die Runde gemacht hat, ohne jedoch sich zur eigentlichen Epidemie zu steigern. Von andern Krankheiten herrschen in den höher gelegenen Ortschaften hauptsächlich entzündliche und rheumatische, in den tieferen rheumatische, katarrhalische und gastrische Krankheitsformen.

In Beziehung auf moralische und intellektuelle Eigenschaften stehen die Bewohner gegen die übrigen des schwäbischen Mittellandes in keiner Weise zurück; im Allgemeinen fleißig, sparsam, genügsam, ausdauernd und empfänglich für religiöse Wahrheit, haben namentlich die Bauern und eigentlichen Weingärtner der Dörfer noch häufig die alte schwäbische Sitteneinfachheit und Gesinnungstüchtigkeit sich bewahrt, während bei den Städtebewohnern und den mit Handel sich Befassenden es auch nicht an dem Gegentheil fehlt, wobei dann freilich auch der Druck der Zeiten und die Verarmung ihre Rolle spielen. Bei Vielen ist eine entschieden religiöse, oft pietistische Richtung nicht zu verkennen, und wenn sich auch hie und da eine gewisse Selbstgefälligkeit, Scheinheiligkeit oder mitleidiges Herabsehen auf Andere damit verbindet, so muß doch anerkannt werden, daß in solchen Familien sich viele tüchtige und ehrenwerthe Persönlichkeiten finden, daß unter ihnen Familienglück, reger Sinn und aufopfernde Thätigkeit für das allgemeine Beste und höhere Interessen überhaupt, Gewerbsfleiß und Wohlhabenheit heimischer sind als unter

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Waiblingen. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWaiblingen0038.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)