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wird, indeß der hintere Stadtwald („Hinterbuch“) eine Parcellarmarkung von Waiblingen bildet. Zur Bewirthschaftung des Waldes hat die Stadt vor 10 Jahren einen Stadtförster aufgestellt, der in Buoch seinen Sitz hat und dem zwei Waldschützen untergeben sind. Der Holzerlös hat 1846/47 7877 fl. 6 kr. betragen. Von den übrigen städtischen Einnahmen sind zu erwähnen: 374 fl. 23 kr. Pachtgeld aus der Gemeindeschäferei, 480 fl. 27 kr. Pförcherlös und 289 fl. 47 kr. von dem oben erwähnten Remssand, da für die Ausbeutung desselben eine mäßige Abgabe erhoben wird. Von welchem Belang die Ausgaben sind, welche für Gefällablösungen, Zehenterwerbungen, Straßenbauten und andere Gemeindezwecke zu machen waren, ist schon oben erwähnt worden.

An der Kirche stehen ein Stadtpfarrer, zugleich Dekan, und ein Diakonus. Filialien hat die Pfarrei nicht mehr. Über die früheren Pfarrsprengel s. oben S. 86. Die Katholiken sind nach Öffingen, Oberamts Canstatt, eingepfarrt. Das Patronatrecht ist königlich. – Die lateinische Schule, an der ein Präceptor und ein Collaborator stehen, ist von hohem Alter und besteht mindestens seit vierthalb Jahrhunderten. In ihr wurde der berühmte Jakob Andreä gebildet. Die Anstalt wird theils vom Staat und theils von der Stiftungspflege erhalten. Neben ihr besteht seit Oktober 1841 auch eine in ähnlicher Weise zu erhaltende Realschule mit einem Lehrer. Die Stiftungen für beide Anstalten betrugen 1847 300 fl. An den 4 Volksschulen arbeiten 2 Lehrer, 2 Unterlehrer und 2 Lehrgehilfen. Die Schulstiftungen zu Anschaffung von Schulbüchern für arme Kinder bestanden 1847 in 1500 fl. Capital; der Schulfonds betrug damals 570 fl. Außerdem besteht eine Industrieschule und seit 6 Jahren auch eine Kleinkinderschule, mit 2 Lehrerinnen und 60–70 Kindern, wozu ein Unbekannter 200 fl. gestiftet hat, indeß durch einen Verein und durch Schulgeld die übrigen Kosten bestritten werden.

An Wohlthätigkeitsanstalten und Stiftungen sind zu erwähnen:

Das schon oben erwähnte Siechenhaus, von der Stadt 1556 zugleich als Blatternhaus errichtet. Um den Bau vollenden zu können, erhielt sie 1559 vom Herzog Christoph die Güter, welche zu dem aufgehobenen, von der Stadt Waiblingen gleichfalls gestiftet gewesenen Bruderhaus Gundelsbach gehört hatten, als Schenkung, nämlich 61/4 Morgen Acker, 121/4 Morgen Wiesen und 2 Morgen Platz, worauf das Bruderhaus mit Kirchlein gestanden hatte. Die Anstalt dient nunmehr zu einem Armenhaus. Ein Hospital, welchen die Stadt mit Zustimmung des Grafen Ulrich von Württemberg und des Kirchherrn Hans von Gärtringen im

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Waiblingen. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 102. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWaiblingen0102.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)