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Im Unglücksjahre Herzogs Ulrichs, 1519, ergab sich Waiblingen am 7. April dem schwäbischen Bunde, von welchem es, gleich dem übrigen Lande, im Jahr 1520 an Österreich kam.[1] Weil übrigens die Städte und Ämter Waiblingen und Winnenden der Herzogin Sabina wegen Heirathguts, Widerlage und Morgengabe verschrieben waren (s. oben), so entließ Österreich den 14. März 1520 die Bewohner derselben ihrer Pflicht und wies sie an, der Herzogin zu huldigen. Als Herzog Ulrich wieder kam, verließ Sabina das Land, ihr Sohn Herzog Christoph rief sie jedoch im Jahr 1551 zurück und übergab ihr nebst dem Schlosse zu Nürtingen auch die obigen zwei Städte und Ämter wieder, die sie ihm jedoch, für die Verleihung anderer Gefälle, am 12. Jan. 1555 wieder zustellte. (Heyd Ulrich 2, 59. 3, 570.)

In den Zeiten des Bauernkriegs wurde Waiblingen den 28. und 29. April 1525 von einem Bauernhaufen heimgesucht.

Im dreißigjährigen Kriege war am 27. Juni 1631 in Waiblingen und Umgegend das Quartier der Truppen des Fürsten von Fürstenberg. Unsäglichen Jammer brachten im Jahr 1634 die Folgen der Nördlinger Schlacht. Nach einem frühern Angriff auf die Stadt drangen am 8. (18.) September die Kaiserlichen ein, zerstörten das Felbacher Thor, raubten und mordeten aufs Entsetzlichste, schindeten den Stadtschreiber Lang bei lebendigem Leibe und steckten die ganze Stadt nebst Schloß – bis auf etwa 5 Häuser – in Flammen, in welchen viele Einwohner den Tod fanden, während andere, nach den Niederlanden geschleppt, dort getödtet wurden. Große Theurung drückte Stadt und Amt, in letzterem überlebten von 2350 Männern nur 145 diese Jammertage (Sattler 7, 89).[2] Mit der Zurückkunft des Herzogs Eberhard III. im Jahr 1638 wurde an Wiederherstellung Waiblingens gedacht; Wolfgang Zacher, hiesiger Vogt (derselbe, welchem man eine Chronik der Stadt verdankt), war hiefür ungemein thätig. Der Marktplatz und zwei Hauptstraßen wurden durch


  1. In der Schlacht bei Eßlingen am 14. October 1519 zeichnete sich der Bannerträger Waiblingens, das dort für den Herzog gegen die Bündischen focht, aus. Nach langem bewundernswerthem Kampfe kniete er schwerverwundet nieder, riß die Fahne mit den Zähnen an sich und zerfetzte sie, damit sie nicht ganz in des Feindes Hände käme. Endlich, halb todt, gefangen und auf einen Karren gebracht, starb er in wenigen Tagen zu Eßlingen. (Heyd, Herzog Ulrich I. 587.)
  2. Nach amtlichen Berichten vom Jahr 1652 war ein großer Theil der Einwohner durch die Soldaten getödtet oder durch die Pest hingerafft worden, ein anderer entflohen; so daß 1652 von den 500 Bürgern, die vor dem Brande da waren, nur noch 15 gezählt wurden. Die Gemeindeschulden betrugen damals noch 90.000 fl. (Württ. Jahrb. 1847 I. 140.)
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Waiblingen. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWaiblingen0109.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)