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Groß-Heppach ist theils an der Rems hin und theils dem Hügel entlang gebaut, der sich gegen Klein-Heppach hinzieht. Es ist reinlich und ansehnlich, Wohnort mehrerer Pensionären u. dgl., und zählt 187 Haupt- und 191 Neben-Gebäude; mehrere von den ersteren sind zweistockigt und verblendet. Die Kirche zum heil. Egidius liegt an der Grenze des Ortes und scheint nach einer über der vordern Thüre eingegrabenen Jahreszahl im Jahr 1468 gebaut worden zu seyn. Sie ist ziemlich gut erhalten und mit einer Mauer umgeben. Der 1769 erbaute, mit Schiefer gedeckte Thurm ist hübsch und modern. Die Baulast liegt der Gemeindepflege ob. Eine Capelle auf einem der höchstgelegenen Punkte des Dorfes ist längst abgegangen. Ein vormaliges Schlößchen der Herren von Kollöffel ist nun im Besitze der v. Abel’schen Familie. Das 1744 vom Kirchenrath erbaute, zunächst der Kirche sehr freundlich gelegene Pfarrhaus hat der Staat zu erhalten. Nahe dabei liegt auch das gut erhaltene Schulhaus, wovon die Baulast der Gemeinde obliegt. Das Gasthaus zum Lamm verdient darum Erwähnung, weil hier die drei großen Feldherrn Prinz Eugen von Savoyen, Herzog von Marlborough und Prinz Ludwig von Baden im Jahr 1704 Kriegsrath hielten, zu dessen Andenken ihre Bildnisse, von Dieterich in Lebensgröße gezeichnet, im Saale aufgestellt sind. Der mit Klein-Heppach gemeinschaftliche Begräbnißplatz liegt am Ende des Ortes. An der Schule, die schon seit der Reformation besteht, wo ihr das Caplaneihaus zu St. Bernhard eingeräumt ward, stehen ein Schulmeister und ein Lehrgehülfe. Auch besteht eine Kleinkinderschule.

In Groß-Heppach, wo sein Vater Pfarrer war, ist am 4. März 1725 geboren Johann Ludwig Huber, ursprünglich zur Theologie bestimmt, dann zur Rechtswissenschaft übergetreten, Oberamtmann in Nagold 1750, in Bebenhausen 1756, in Tübingen mit dem Regierungsrathstitel 1762, bekannt als lyrischer Dichter und durch seinen gegenüber von Herzog Karl bewiesenen Freimuth, welchen er auf dem Asperg büßen mußte. Gestorben zu Stuttgart den 18. September 1800.

Der Boden – vorherrschend schwerer Lehm – ist fruchtbar und erzeugt namentlich einen der besten Remsthaler Weine. Wie günstig auch die klimatischen Verhältnisse sind, so bringen doch die kalten Alpwinde den jungen Gewächsen nicht selten Schaden. Im Gemeindewald (240 Morgen) werden gute Werksteine gebrochen. Die meisten Einwohner sind Weingärtner, daneben in gleichem Umfang Ackerbau treibend, fleißig und genügsam, bei den Wechselfällen des Herbsterträgnisses und bei der großen Bevölkerung (1792 1136 Einwohner) und Getheiltheit des Bodens aber

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Waiblingen. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 141. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWaiblingen0141.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)